Die geheimnisvolle Quelle

(04.06.2005 13:14)

Mehr als drei Jahrzehnte lang war es eines der bestgehüteten Geheimnisse der US-Geschichte – nun ist es gelüftet. „Deep Throat“ – jener anonyme Informant, dessen Enthüllungen den Watergate-Skandal auslösten und 1974 zum Rücktritt von Präsident Richard Nixon führten – hat einen Namen bekommen.

Das Weiße Haus in Washington: Ausgangspunkt der politischen Intrige

Mark Felt, die frühere Nummer zwei der Bundespolizei FBI, erklärt gegenüber dem Magazin „Vanity Fair“, er sei die geheimnisvolle Quelle gewesen, welche die „Washington Post“-Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward mit Details aus dem Innenleben der Nixon-Regierung versorgt hatte und dessen Identität seither zu den liebsten Spekulationsobjekten von Medien, Historikern und Polit-Gurus gehörte. Eigentlich sollte die Identität von „Deep Throat“ (Tiefer Schlund) erst nach seinem Tod ans Licht kommen.

Der 91-jährige Mark Felt, Held oder Vaterlandsverräter?

So hatte es der Informant mit Bernstein und Woodward sowie deren damaligem Chefredakteur Ben Bradlee fest vereinbart. Dass Felt sich jetzt im Alter von 91 Jahren outete, geschah laut „Vanity Fair“ auf Druck seiner Familie. Nach anfänglichem Zögern und einer öffentlichen Erklärung der Familie bestätigten auch Bernstein, Woodward und Bradlee schließlich, dass Felt ihre Quelle war. „Deep Throat“ wusste, was im Weißen Haus, beim FBI, im Justizministerium und in Nixons Wahlkampfbüro vor sich ging. Er traf die Journalisten nachts in einer Tiefgarage, um seine Informationen preiszugeben. Zur Verabredung der Treffen gab es einen Code. Wenn Woodward seinen Informanten treffen wollte, stellte er einen leeren Blumentopf mit einer roten Baustellen- Fahne auf den hinteren Balkon seiner Wohnung. Wenn „Deep Throat“ ein Treffen wollte, erschienen auf mysteriöse Weise die Zeiger einer Uhr auf der Seite 20 von Woodwards Exemplar der „New York Times“. Während der Begegnungen in der Garage gab der Informant den Reportern entscheidende Hinweise, ob sie mit ihren Recherchen die richtige Fährte verfolgten oder nicht. Mit Hilfe von „Deep Throat“ konnten Bernstein und Woodward nach und nach aufdecken, dass die Spur von dem rätselhaften Einbruch in die Wahlkampfzentrale der oppositionellen Demokraten im Washingtoner Watergate-Hotel bis ins Oval Office führte. Diese Enthüllungen begründeten nicht nur den persönlichen Ruhm der beiden Reporter, Bernstein und Woodward wurden auch zu Vorbildern des investigativen Journalismus.

Washington (AFP) – Mittwoch, 01.06.2005, 6:46