Erik Tuchtfeld in Bolivien Teil 1

von unserem Schulsprecher Erik Tuchtfeld (12.09.2010)

Ich befinde mich nun seit gut 24 Stunden in Bolivien, dem fremden, geheimnisvollen Land in Südamerika und ich muss sagen, die Vielfalt der Eindrücke überwältigt mich. Natürlich kann man davon sprechen, dass die Grundzüge des Lebens einem doch sehr bekannt vorkommen, man trinkt, isst, albert herum und feiert, aber es ist doch eine ungeheure Zahl an Dingen, welche sich deutlich unterscheiden.

  Die deutsche Schule in Santa Cruz

Als ich zum Beispiel vom Flughafen abgeholt werde und den Sicherheitsgurt anlegen will, ernte ich sofort einige Lacher, „So was machen wir in Bolivien nicht“, höre ich. Allerdings muss ich sagen, bei der Fahrweise der Leute ist es durchaus zu empfehlen, alle möglichen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Es gilt das Gesetz des Stärkeren und ich schätze mich glücklich, dass sich bisher immer alle Autofahrer schnell genug geeinigt haben, wer denn eigentlich der Stärkere ist.

Ich fühle mich hier aber sehr wohl, die Leute sind nett und gehen offen auf mich zu, versuchen Dinge über „den Deutschen“ zu erfahren. Ich dagegen genieße das Fremde, das Neue. Überall wachsen Palmen mit Kokosnüssen, es riecht ganz anders als zu Hause, ich lerne neue Gerichte kennen und versuche mit meinen paar Brocken Spanisch den Inhalt von Gesprächen zu deuten.

Noch am Dienstagabend, an dem ich angekommen bin, gehe ich mit meinen Gastschwestern María und Ximena auf einen Geburtstag. Auf dem Weg dorthin bin ich das erste Mal wirklich verwundert: Wir fahren in eine abgesperrte Wohnsiedlung, bei der man vor dem Betreten den Pförtner passiert haben muss. Ich komme mir nach der Ankunft spontan auch eher vor wie in einem Film über den „American Way of Life“, die jungen Männer fahren mit Pickups vor, vergleichen ihre Autos, albern herum und das alles passiert unter Palmen, die sich im Wind wiegen. Die Stimmung ist einfach gut und locker, es wird viel gelacht und gequatscht, bis ich schließlich so müde bin, dass mir meine Augen immer wieder von alleine zufallen.

Ein weiterer Punkt, der mir bereits an dem Abend aufgefallen ist und sich im Laufe des heutigen Schultages weiter bestätigt hat, ist, dass JEDER JEDEN begrüßt, der nur im Entferntesten danach aussieht, zur Gruppe dazugehören. Auch die Begrüßungen unterscheiden sich von dem, was ich aus Deutschland gewohnt bin. Während einem die männlichen Wesen die Hand geben, geben einem alle weiblichen Wesen, von der Servicekraft des Caterers über die Mutter bis zu den Mädchen auf dem Schulhof eine Umarmung mit einem Wangenkuss.

Wenn ich die Häuser vergleiche, die ich bereits gesehen habe, fallen mir vor allen Dingen die hohen Sicherheitsvorkehrungen auf. So gut wie alle Häuser werden von einer hohen Mauer umzogen, welche die Häuser in den Augen eines Europäers mehr als Festung erscheinen lassen. Teilweise ist auf den Mauern auch noch Stacheldraht, der deutlich macht, dass man es sich zweimal überlegen sollte, in ein solches Haus ohne ausdrückliche Einladung einzutreten.