Gedenkminuten auch an Schulen – Gewalt als Thema des Unterrichts

(22.09.2001 15:55)

Berlin (dpa) – Auch die deutschen Schulen werden sich an diesemDonnerstag an den Trauer-Gedenkminuten für die Opfer der Terroranschläge in den USA beteiligen. Zugleich sollen die weltweiten Konflikte sowie Ursachen und Folgen von Gewalt und Terror aktuell Thema in allen Bildungseinrichtungen werden. Dazu haben am Mittwoch die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Annette Schavan (CDU/Baden-Württemberg), Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) aufgerufen.
Der Schulalltag werde in diesen Tagen von der Tragöde geprägt sein, sagte Schavan der dpa. «Die unfassbare Gewalt führt uns vor Augen, wie sehr Erziehung zur Achtung menschlicher Würde, zu friedlicher Gesinnung, zu gewaltfreier Konfliktlösung und gegen jede Art von Fanatismus weltweit Kernstück aller erzieherischen Bemühungen sein muss». Dabei denke sie auch an die Situation der Kinder in den palästinensischen Lagern, sagte die baden-württembergische Kultusministerin.
Bulmahn sagte, angesichts der schrecklichen Tragödie könne man in den Bildungseinrichtungen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. «Wir dürfen Kinder und Jugendliche mit den Bildern des Schreckens nicht allein lassen». Alle Bildungseinrichtungen müssten sich über den heutigen Tag hinaus mit den Terroranschlägen und ihren Zusammenhängen auseinander setzen.
Auch die GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange sagte, die Schulen könnten nicht an den schrecklichen Ereignissen vorbei gehen. «Wir müssen deutlich machen, dass Gewalt und Gegengewalt keinen Schritt weiter führen». Dabei gehöre die Behandlung von Vorurteilen sowie die Auseinandersetzung über Ursachen und Folgen von Gewalt und Terror «selbstverständlich in den Unterricht», sagte Stange.
In dem Aufruf der KMK-Präsidentin Schavan zur Teilnahme an den Gedenkminuten heißt es: «Die Anschläge richten sich gegen die zivilisierte Welt, gegen alles Bemühen um Frieden und gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung überall in der Welt. Gemeinsam wollen wir in Stille unsere Betroffenheit und Erschütterung angesichts des unvorstellbaren Grauens, das durch diese terroristische Vernichtungsschläge angerichtet wurde, ausdrücken. Unsere Trauer und unser Mitgefühl gelten den Opfern und ihren Angehörigen, allen amerikanischen Bürgerinnen und Bürgern.»
Arbeitergeber und Deutscher Gewerkschaftsbund haben für diesen Donnerstag, 10.00 Uhr, zu fünf Trauer-Gedenkminuten für die Opfer der Anschläge von New York und Washington aufgerufen.