Quelle: www.n24.de / (N24.de, dpa, ddp) (05.06.2003 15:02)
Der frühere FDP-Spitzenpolitiker Jürgen Möllemann (57) ist unmittelbar nach Beginn einer gegen ihn gerichteten internationalen Razzia in den Tod gestürzt. Das teilte die Staatsanwaltschaft Münster am Donnerstag mit.
Davor hatte der Bundestag Möllemanns Immunität aufgehoben. Möllemann war von einem Flughafen in Marl zu einem Fallschirmsprung gestartet. Er starb gegen 12.50 Uhr, teilte die Polizei mit.
Vermutlich Selbstmord
Die näheren Umstände des Todes waren zunächst nicht bekannt. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Münster hatte jedoch unter Berufung auf Polizeikreise gesagt, Möllemann habe sich vermutlich mit einem Fallschirm in den Tod gestürzt. Nach dem Absprung aus 4000 Metern Höhe habe sich Möllemanns Fallschirm nicht geöffnet, sagte ein Polizeisprecher. Der 57-Jährige galt als passionierter und erfahrener Fallschirmspringer. Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder.
Razzia in vier Ländern
Vor der Unglücksnachricht hatten die Staatsanwaltschaften von Düsseldorf und Münster das Privathaus Möllemanns durchsucht. An der Aktion in Münster seien auch Beamte der Steuerfahndung und des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamtes beteiligt gewesen, sagte ein Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft. Die Aktion war Teil einer umfassenden Durchsuchung von insgesamt 25 Stellen in Deutschland, Luxemburg, Spanien und Liechtenstein. Gegen Möllemann wurde unter anderem wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und des Verstoßes gegen das Parteiengesetz ermittelt. Um die Aktionen zu ermöglichen, hatte der Bundestag am Morgen einstimmig die Immunität des fraktionslosen Abgeordneten aufgehoben.
Trennung im Streit
Möllemann gehörte zu den prägenden Politikern der FDP in den vergangenen Jahren. Mit antiisraelischen Attacken hatte er sich allerdings vor der Bundestagswahl mit der Parteiführung und insbesondere mit Parteichef Guido Westerwelle überworfen. Im Zuge des Streits gab Möllemann die Posten des Parteivizechefs auf Bundesebene und des Vorsitzenden von Fraktion und Landesverband in Nordrhein-Westfalen auf. Die FDP-Bundestagsfraktion schloss Möllemann nach der Bundestagswahl schließlich aus, später auch die Landtagsfraktion in Düsseldorf. Im Frühjahr verließ er die Partei. Seitdem war immer wieder über eine Parteineugründung durch Möllemann spekuliert worden.