(03.02.2001 18:13)
Die Musikindustrie ist bereit für die Herausforderung Internet. Dies ist das Fazit vieler Experten nach fünf Tagen Musikmesse Midem, dem größten Branchentreff der Welt. Cannes (dpa) – Die Musikindustrie ist bereit für die Herausforderung Internet. Dies ist das Fazit vieler Experten nach fünf Tagen Musikmesse Midem, dem größten Branchentreff der Welt.
Mehr als 10 000 Vertreter aus dem Musik- und Online-Business diskutierten in Cannes über die Zukunft der Branche: Die Aussichten scheinen nach Einschätzung der meisten Teilnehmer gut.
Die Musikindustrie habe das Internet mittlerweile gezähmt, hatte Midem-Direktorin Dominique Leguern zu Beginn der Messe gesagt. Das wurde in den folgenden Midem-Tagen durch zahlreiche Diskussionsforen, Präsentationen und Konferenzen bestätigt.
Zwar sei man noch davon entfernt, mit Musik im Internet legal Geld zu verdienen, meinte Jean-Pierre Bommel vom Unternehmen Madgeweb, das sich auf das Digitale Rechte-Management (DRM) spezialisiert hat. «Aber in zwölf bis 18 Monaten sind erste Gewinne möglich», sagte er der dpa. Viele seiner Kollegen stimmen diesem Zeitplan zu.
Zahlreiche DRM-Firmen stellten auf der Midem Lösungen zur sicheren Verbreitung von Musikdateien im Internet vor. Die Files werden dabei einzeln verschlüsselt und können nur vom berechtigten Internetnutzer heruntergeladen und geöffnet werden. Zudem haben die Musikverlage ihre Kräfte gebündelt und vereint ihre Forderung nach einem einfachen und alle Rechte umfassenden globalen Lizenzierungs-System für Musik bekräftigt. Die Verwertungsgesellschaften haben ihrerseits erste Vereinbarungen hin zu einer weltweiten Kooperation geschlossen.
Außerdem werden die Plattenfirmen zunehmend mutiger bei der Veröffentlichung ihres Musikrepertoires im Internet. Viele Firmen stellten Download- und Abonnement-Modelle für Musik im Netz vor.
Jazz-Pianist Herbie Hancock und Genesis-Gründer Peter Gabriel betonten die Bedeutung des Internets für die Künstler. Sie würden dadurch unabhängiger von Plattenfirmen, könnten sich selbst vermarkten, direkt mit den Fans in Kontakt treten und mit anderen Musikschaffenden im Web zusammenarbeiten.
Doch nicht nur das Geschäft, sondern auch die Musik selbst kam auf der Midem zu Gehör. Insgesamt gab es weit über 100 Einzelauftritte von Künstlern wie Herbie Hancock, Tom Jones und Joaquin Cortes. Die Palette reichte von Rock-Pop über Electronic-Dance bis zu Klassik und Jazz.
Die diesjährige Midem zog bei ihrer 35. Auflage etwa 4 500 Unternehmen und Organisationen aus mehr als 90 Ländern an. Deutschland war mit mehr als 400 teilnehmenden Firmen und Gesellschaften nach Großbritannien, den USA und Frankreich das am viertstärksten vertretene Land. Die nächste Midem findet vom 20. bis 24. Januar 2001 statt.