Nachbau der ersten Rechenmaschine Z3

(11.05.2001 15:24)

Genau 60 Jahre nach dem Bau der ersten frei programmierbaren Rechenmaschine der Welt haben Berliner Wissenschaftler einen Nachbau fertig gestellt. Wenn die Z3 rechnet, dann rattert und blinkt sie unablässig. Das archaisch anmutende Gerät beansprucht dabei den Platz eines großen Kleiderschranks. Von Thilo Resenhoeft und Rabieh Adib

Berlin (dpa) – Genau 60 Jahre nach dem Bau der ersten frei programmierbaren Rechenmaschine der Welt haben Berliner Wissenschaftler einen Nachbau fertig gestellt. Wenn die Z3 rechnet, dann rattert und blinkt sie unablässig. Das archaisch anmutende Gerät beansprucht dabei den Platz eines großen Kleiderschranks.
Was wie ein Relikt klingt, war seinerzeit ein Meilenstein der Computertechnik. Rechtzeitig zum Jubiläum am 12. Mai hat ein Gemeinschaftsprojekt der Freien und Technischen Universität Berlin eine Kopie der Z3 vollendet.
Erfinder der Z3 ist Konrad Zuse (1910-1995). Mit seinem im Mai 1941 in Berlin- Kreuzberg vorgestellten Automaten revolutionierte der Bau- Ingenieur industrielle Arbeitsvorgänge. Der etwa zwei Tonnen schwere Antik-Computer beherrschte die vier Grundrechenarten und konnte im Gegensatz zu Konkurrenzerfindungen als erste Maschine bis zu 64 Kommazahlen bearbeiten.
Zuses Sohn Horst, Privatdozent an der Technischen Universität Berlin, gehört zu den Initiatoren des in drei Jahren nachgebauten Rechners. Mit der historisch korrekten Kopie wollte das Team nachvollziehen, wie die Z3 funktionierte. Im Gegensatz zum Original sollte der hundert Mal kleinere «Laptop-Z3» auch für Laien verständlich sein. 2400 eigens installierte Leuchtdioden zeigen dem Betrachter, an welchen Stellen gerade eine Zahl durchgeschaltet wird.
«Wir haben großen Wert darauf gelegt, verständliche Wissenschaft zu machen», begründet der Sohn des Computer-Pioniers die Unterschiede zum Original-Rechner. Von den «Bits zum Anfassen» wird auch Bundespräsident Johannes Rau bei einer Vorführung im Wissenschaftszentrum Bonn profitieren. Anschließend soll die Z3-Kopie zu didaktischen Zwecken in Museen, Institutionen und Schulen aufgestellt werden.
«Ein moderner Computer mit einem üblichen Pentium-Prozessor arbeitet im Prinzip nicht wesentlich anders», erklärt der Zuses Sohn die Bedeutung der Z3 für die digitale Gegenwart. Wie bei der Erfindung seines Vaters befindet sich auch in jedem modernen Rechner ein Speicher, eine arithmetische Einheit und ein Steuerwerk.
Nach der Z3 entwickelte Zuse weitere Visionen. 1944 formulierte der Autodidakt, was Computer in der Zukunft leisten sollten. Aus Angaben zu Bauwerk und Traglast müssten Computer zum Beispiel beim Bau einer Brücke automatisch Kosten, Materialverbrauch und Konstruktionszeichnungen berechnen. Mit dem «Plankalkül» – niedergelegt auf 300 Seiten – veröffentlichte Zuse 1945 außerdem die erste höhere Programmiersprache. Damit legte er die Grundlage für internationale Computernetze der Gegenwart.
Ein maßstabsgetreuer Nachbau der Z3, den Konrad Zuse in den 60er Jahren noch selbst gebaut hatte, befindet sich im Deutschen Museum in München. Das Original wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.