Göttingen/Hamburg (gms) – Wenn ein Fünfjähriger noch immer nicht richtig sprechen kann oder ein Teenie plötzlich lispelt, dann kommen sie zum Einsatz: Logopäden helfen Patienten aller Altersgruppen – Säuglingen und Kleinkindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Sie therapieren eine verzögerte Sprachentwicklung, Stottern oder Lispeln. Anderen helfen sie dabei, nach einem Schlaganfall das fehlerfreie Sprechen neu zu lernen.
«Der Logopäde ist ein Experte zur Behandlung von Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schluckstörungen», erläutert Lucas Rosenthal, Geschäftsführer des Deutschen Bundesverbands für Logopädie (dbl) in Frechen bei Köln. «Er trainiert die Kommunikationsfähigkeit oder arbeitet mit Patienten daran, dass sie sie wieder erlangen.» Dazu erstellt er eine Diagnose und wählt die für den Patienten geeignete Therapie aus.
Auch die Beratung gehört zu den Tätigkeiten eines Logopäden: Für den Erfolg einer Behandlung ist wichtig, den Verlauf mit dem Patienten und seinen Angehörigen zu besprechen. «Daher wird der Logopäde nicht nur in Medizin und Sprachwissenschaft ausgebildet», so Rosenthal weiter: «Auch Psychologie und sonderpädagogische Inhalte haben einen hohen Anteil in der Ausbildung.»
«Am meisten Raum nimmt aber die praktische Arbeit ein», fügt Eva Wieting hinzu. Sie ist Ausbilderin an der Schule für Logopädie am Universitäts-Klinikum in Göttingen. «Schon nach dem ersten Semester behandeln die Auszubildenden unter Anleitung selbst Patienten.» Voraussetzungen für die Logopädie-Schule sind ein mittlerer Bildungsabschluss und die Volljährigkeit. «Gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz haben aber vor allem die, die schon Praktika in sozialen, pädagogischen oder pflegerischen Einrichtungen gemacht haben», sagt Wieting.
Die dreijährige Ausbildung an einer der 70 Berufsfachschulen in Deutschland schließt mit dem Examen zum staatlich anerkannten Logopäden ab. Die Schulen sind in der Regel an eine Klinik angebunden, es gibt aber auch kostenpflichtige Ausbildungsangebote privater Träger.
Examinierte Logopäden arbeiten in Gesundheitsämtern, kommunalen Beratungsstellen, in Kliniken und Rehabilitationszentren. Viele sind aber auch in Sonderschulen, bei karitativen Vereinen oder in freien Praxen beschäftigt. Die Berufsaussichten sind gut: «Erfahrungsgemäß finden alle Absolventen eine Anstellung», sagt Wieting, «auch wenn eine gewisse Mobilität erforderlich ist.»
Britta Romann hat im Herbst in der Klasse von Frau Wieting das zweite Ausbildungsjahr begonnen. Sie weiß noch nicht, welchen Zweig sie als Logopädin nach ihrer Ausbildung einschlagen will. Der 22-Jährigen gefällt vor allem, dass die Tätigkeiten in dem Heilberuf vielseitig sind: Jedes Krankheitsbild ist verschieden.
Ärztin wollte Britta nie werden. «Das wäre mir zu einseitig. Als Ärztin hat man sehr wenig Zeit für den Patienten. Das Schöne am Logopäden-Beruf ist für mich, dass ich mich ganz auf einen einzelnen Patienten einstellen kann», sagt sie.
Karen Grosstück hat eine eigene Praxis für Logopädie in Hamburg. Auch ihr war der Kontakt zu Menschen und der Umgang mit Sprache immer wichtig. Deshalb hat sie sich vor 20 Jahren für eine Ausbildung zur Logopädin entschieden. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie in einer Rehabilitationsklinik für alte Menschen und betreute in einem Krankenhaus Schlaganfallpatienten. Danach hatte sie die zwei Jahre Berufserfahrung gesammelt, die der Gesetzgeber von Logopäden fordert, bevor sie sich selbstständig machen dürfen. Mittlerweile beschäftigt sie in ihrer Praxis sechs Mitarbeiter.
«Etwa 60 Prozent meiner Patienten sind Kinder. Ich arbeite viel mit Gruppentherapie, in der ich mit lispelnden Kindern die Aussprache und die Mundmotorik trainiere», erzählt sie. Dafür hat Grosstück selbst Therapiespiele entworfen. Zwei Vormittage in der Woche behandelt sie aber auch erwachsene Patienten, denen es nach einem Schlaganfall nicht möglich ist, in die Praxis zu kommen. «Meine Arbeitszeiten richten sich nach den Bedürfnissen der Patienten. Berufstätige behandle ich oft in den Abendstunden», sagt Grosstück.
Wichtige Voraussetzungen für den Logopäden-Beruf sind für sie eine intakte Stimme, eine saubere Aussprache und ein gesundes Hörvermögen. Auch ein Interesse an Menschen und eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit sollte ein Logopäde haben. «Ein Therapeut muss auf ganz unterschiedliche Leute zugehen können», sagt Grosstück. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass zum Beruf darüber hinaus ein gutes Allgemeinwissen gehört: «Ob Vorschulkind oder Hochschulprofessor: Ich muss nicht nur mit den Patienten reden können, sondern auch über etwas und dabei immer die richtige Ebene treffen», erklärt die Logopädin.
Informationen: Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V. (dbl) (Tel.: 02234/69 11 53, Internet: www.dbl-ev.de). Eine Auflistung aller Ausbildungsstandorte findet sich unter www.arbeitsamt.de unter der Rubrik «Ausbildungsstellen».
Stimmtrainer und Sprachtherapeut – Logopäden heilen Sprechfehler