Studie: Mädchenschulen nicht besser als gemischter Unterricht

(27.04.2001 18:53)

Kinder lernen nach den Ergebnissen einer neuen Studie ebenso gut in reinen Mädchen- und Jungenklassen wie in gemischten Klassen Marburg (dpa) – Kinder lernen nach den Ergebnissen einer neuen Studie ebenso gut in reinen Mädchen- und Jungenklassen wie in gemischten Klassen. Entscheidend sei allein die Qualität und nicht die Organisationsform des Unterrichts, sagte Detlef Rost, Professor für Pädagogische Psychologie an der Universität Marburg, in einem Gespräch mit der dpa.
In der Studie zum so genannten «koedukativen Unterricht» untersuchte eine Arbeitsgruppe drei katholische Privatschulen in großen Städten. Sie alle boten sowohl gemischte als auch reine Mädchenklassen an. Mit der Auswahl sollte gewährleistet werden, dass es keine Unterschiede in der sozialen Struktur der Schüler gab. Ein Fehler früherer Studien liegt nach Einschätzung Rosts nämlich darin, dass reine Mädchenschulen untersucht wurden. Diese rekrutierten ihre Kinder jedoch aus höheren sozialen Schichten, die besser als der Durchschnitt in naturwissenschaftlichen Studiengängen vertreten seien. «So kam das Gerücht in die Welt, dass junge Frauen aus Mädchenschulen besser in Mathe und Physik sind», sagte Rost.
Die neue Studie dagegen wies klare Unterschiede zwischen den Geschlechtern, aber keine Abweichungen nach Schulform nach. Befragt worden waren alle Kinder der fünften und sechsten Klassen. Unter anderem baten die Forscher sie um eine Selbsteinschätzung der Leistungen in Mathematik, sie fragten sie aber auch nach privaten Vorlieben und ihren Rollenbildern. In naturwissenschaftlichen Fächern schätzten sich Jungs in der Regel als stark und die Mädchen als schwach ein – egal, welche Klasse sie besuchten.
Die Unterrichtsform habe keinen Einfluss auf die Leistungen in bestimmten Fächern, folgerte Rost. Sie wirkt sich demnach auch nicht auf die «Orientierung an einer Geschlechterrolle» aus. Rost rief dazu auf, die seit Jahrzehnten geführte Debatte über die so genannte «Koedukation» zu den Akten zu legen: «Wir sollten lieber untersuchen, was einen guten Unterricht ausmacht.»