30 Jahre Emmanzipation

von unserer Redakteurin Kim Kraft (27.02.07)

Am 26. Januar dieses Jahres war ein großer Tag für alle Emma-Leserinnen und natürlich auch für ihre Redakteurinnen, denn Emma wurde 30! Nun werden sich sicher viele fragen, wer oder was ist bitte ist Emma? Emma ist ein politisches Magazin von Frauen für Frauen. Seit ihrem ersten Erscheinen am 26. Januar 1977 ist Emma mehr als nur eine Zeitschrift: Sie ist die beste Freundin ihrer Leserinnen, nationales Frauen-Auskunftsbüro und Synonym für die Emanzipation der Frau. Als Feministinnen zu schreiben begannen, taten sie das zunächst einmal auf Flugblättern. Daraus wurden dann Broschüren. Und daraus die ersten Zeitungen.

 

Gar nicht so falsch, die Frage

 

 
Die Nr. 1
der EMMA
 

 

Im Frühjahr 1976 fing alles an, als Alice Schwarzer Rundschreiben an alle bis dahin bekannten und an ihrer Idee interessierten Journalistinnen schrieb. Die Tatsache, dass sie die Initiative ergriff, war kein Zufall. Erstens arbeitete sie bereits seit 1971 als feministische Autorin und hatte ein ausreichendes Maß an entsprechenden Erfahrungen. Zum Zweiten hatte sie durch ihr Buch, der „Kleine Unterschied“ Geld verdient, das sie in ein solches Projekt wie EMMA investieren wollte. Außerdem hatte Alice Schwarzer zu der Zeit einen ausreichenden Bekanntheitsgrad, der sich für den Start einer solchen Zeitung als nützlich erwies. Von Anfang an war den Redakteurinnen der EMMA klar: „Wir brauchen unsere eigenen Zeitungen! Zeitungen, in denen wir unverzerrt schreiben können, was wir denken, tun und hoffen. Zeitungen, in denen wir unverblümt sagen können, was wir von der heutigen Lage der Frauen halten.“ Diese Mischung von Radikalität und Zärtlichkeit war ihnen wichtig.

 

 

 
Mit EMMA für die Frauen: Alice Schwarzer  

Die Gründerin und Chefredakteurin Alice Schwarzer ist bekannt dafür, dass sie für die Sache der Frauen einsteht, und das tut sie auch mit ihrer Zeitschrift. EMMA hat in ihrer Laufbahn viele Tabus gebrochen und nicht nur geredet, sondern auch gehandelt: 1977 nahmen ihre Redakteurinnen an den ersten Protesten gegen Klitorisverstümmelung teil, 1978 gründeten sie die allerersten Gruppen für Missbrauchsopfer und 1978 starteten sie mit der Stern-Klage die erste von vielen Aktionen gegen Pornografie. Außerdem fordern sie seit den 80ern Ganztagsschulen und Ganztagsbetreuung und gründeten 1984 mit dem Sonderband „Durch dick und dünn“ die erste Hilfe für Essgestörte. Den seit 1999 existierenden Girls-Day haben unsere Schülerinnen ebenfalls den Redakteurinnen der EMMA zu verdanken.

 

 

 

 
Noch immer im Kampf für Frauen: EMM  

Alle zwei Monate gibt es eine neue Auflage. Die rund 120.000 Leserinnen (und auch Leser!) verteilen sich weltweit. Auch hier in Deutschland ist die Anzahl der Leser gestiegen, ganz besonders in Ost-Deutschland. Die Zeitschrift wird seit jeher vor allem mit den Interessen der Frauen und der Gleichberechtigung verbunden, aber auch die Lust an der Provokation und Kontroverse, Der erfolgreiche Einsatz für die Rechte und Interessen der Frauen sind maßgeblicher Bestandteile von EMMA. Allerdings hat EMMA in all den Jahren nicht nur Erfolge zu verbuchen gehabt, sondern musste auch einiges an Kritik einstecken. Kritik, die nicht gerade selten und schonend war. So schreib die Bunte im Winter 1976: „Noch bevor Nummer 1 überhaupt erschien, wussten die ganz Schlauen: Von der großen Emanzipationswelle blieb nur der berühmte Sturm im Wasserglas übrig, und die darin rumrührt, ist wohl die einzige geblieben, die das nicht wahrhaben will… Es kann Alice Schwarzer passieren, dass (bis auf ganz treue Fans) ihr einziger Stammleser (für EMMA) nur Alice Schwarzer bleibt.“

 

 

 
Tradition am Goethe-Gymnasium: der Weltfrauentag z.B. mit Dagmar Jochheim  

Selbst heute noch gilt EMMA, ihrem gewünschten Image gemäß, als männerfeindlich, zu verbissen, als Blatt für Emanzen und radikale Frauen. Doch Alice Schwarzer gelang es, sich mit EMMA auf dem deutschen Zeitschriftenmarkt durchzusetzen. Schließlich gefällt der Mehrheit der Leserinnen der freche Stil von EMMA immer noch. Einzig wunderlich ist, dass es bei der Generation unter 30 tatsächlich doch die Männer sind, denen EMMA so gut gefällt, mehr noch als den Frauen.

 

 

Doch egal, wie lange es EMMA schon gibt und noch geben wird, in ihrer Grundposition hat EMMA sich nie beirren lassen, selbst nicht durch den jeweiligen Zeitgeist. EMMAs Motto: Nie modisch, aber modern.