(17.05.2003 15:38)
„Angst ist ein unbetonter, mit Beklemmung, Bedrückung, Erregung, oft auch quälender Verzweiflung einhergehender Gefühlszustand oder Affekt, der durch jede real erlebte oder auch bloß vorgestellte Lebensbeeinträchtigung oder – bedrohung hervorgerufen werden kann.“
So lautet die Antwort eines Lexikons auf die Frage, ob Angst mein Leben bestimmen kann. Eigentlich komisch, dass sich Gefühle so einfach in einem Satz zusammenfassen lassen, ist doch Angst viel mehr als ein „unbetonter Gefühlszustand“. Angst regiert mein Leben vom allerersten Atemzug bis zum letzten, doch hängt es von mir selber ab, inwieweit diese Gefühle mein Leben beherrschen können. Ich kann einfach nicht vor allem und jedem Angst haben. Die Zeit habe ich gar nicht! Ich kann nicht jedes Mal vorsichtig um die Ecke blicken oder bei jedem Raum, jeder Unterführung ausgiebig überlegen, ob ich es wagen kann, diese zu durchqueren. Dann ist mein Leben womöglich selbst in Gefahr, wenn ich zu lange warte, zu lange Angst habe.
Das sagt sich alles so leicht, kann ich meine Angst doch manchmal einfach nicht abstellen. Vielleicht gelingt es mir, sie in den nächsten Situationen unter Kontrolle zu halten und sie nicht wieder unbewusst über meinen Verstand herrschen zu lassen. Aber wenn sie mich überfällt, kann ich nichts entgegenhalten. So sagt mir zwar mein Kopf, dass es keinen Weg gibt, der an der gehassten Klassenarbeit vorbeiführt, aber mein Bauchgefühl rät mir, doch lieber noch einen Tag länger krank zu bleiben. Schließlich gewinnt mein Verstand.
Das einzige Argument für diese Entscheidung ist das Gefühl danach. Mich für einen kurzen Augenblick zurückzulehnen, das Gefühl zu spüren, die Angst überwunden zu haben und die Ruhe zu genießen, die in meinen Körper nach verrichteter Arbeit einkehrt. Doch ich weiß, dass dieser Augenblick der Ruhe und Zufriedenheit viel zu schnell wieder vorbei geht. Doch dafür lohnt es sich, Angst zu haben.
Das sind meine Angst-Augenblicke, aber doch habe ich es noch „gut“ getroffen mit meiner persönlichen Angst. Ich kann mit ihr leben, ich habe die Kraft, dagegen anzugehen. Aber was ist mit jenen Menschen, die den täglichen Terror durch Milizen erleben, die verfolgt und gequält werden, die in Bunkern sitzen, die wegen ihrer Hautfarbe niedergeschlagen werden? Für ihre Gefühle ist Angst kaum mehr der passende Ausdruck. Sie können diese Angst nicht mehr von sich abwenden, wenn ihnen niemand bei der Verarbeitung des Erlebten hilft. Diese Angst bleibt fast immer gegenwärtig, macht krank und bestimmt das ganze Leben