Auch ohne Alkohol Spaß beim Feiern?

Von unserem Redakteur Michael Brehme (14.02.2006 19:55)

Man stelle sich vor, man könne eine kostenfreie Party veranstalten, bekäme dafür neben 1.500 Euro Planungsgeld auch Thekenpersonal, Technik, Security und Verpflegung bezahlt. Nur eine Wunschvorstellung? Nein, denn dahinter steckt mehr. Genauer gesagt: Es ist der Hauptgewinn eines Wettbewerbs der Kasseler Kampagne CHOOSE. Der einzige Haken am Ganzen: Die Party muss alkoholfrei ablaufen.

Diese Drogendepots sind gegenwärtig noch üblich.

Bis zum 24. März haben alle neunten und zehnten Schulklassen in Kassel die Möglichkeit, ein „kreatives Konzept“ mit allem Drum und Dran für eine solche Feier einzuschicken. Dabei geht es laut CHOOSE insbesondere um Planung und Gestaltung: Musik, Dekoration, Getränke. Spätestens am 7. April soll von einer ausgewählten Jury eine Entscheidung über die siegreiche Klasse getroffen werden. Am 24. Mai geht die alkoholfreie Party dann schließlich in den Kasseler Nachthallen über die Bühne. Zugang haben neben den Siegern auch alle anderen Schüler aus dem gleichen Jahrgang.

Wenn die alten Ägypter tranken, waren die Folgen relativ gering, im Gegensatz…

Ermöglicht wird die Veranstaltung durch den Kasseler Arbeitskreis „Suchtprävention“, der die Kampagne CHOOSE im Dezember 2004 ins Leben rief. „Ausschlaggebend dafür waren damals die Ergebnisse einer europäischen Studie zum Alkohol- und Drogenkonsum 15- bis 16-Jähriger“, erklärt Salome Möhrer-Nolte von der Fachstelle für Suchtprävention. Die Hälfte aller Befragten hätten danach bereits mit 14 Jahren ihre ersten Rauscherfahrungen mit Alkohol gemacht. Zusätzlich wurde der Arbeitskreis von Vorfällen direkt vor der eigenen Haustür alarmiert: Bei einem Autounfall in Kassel mit einem Fahrer unter Alkoholeinfluss starben drei Jugendliche.

…zu modernen Gesellschaften, wo Alkoholkonsum…

Ziel des Projekts ist eine „langfristig angelegte lokale Kampagne für einen bewussten und maßvollen Alkoholkonsum von Jugendlichen“, heißt es auf der Homepage. Dabei geht es vor allem um die „Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema Alkohol und ein bewusster Umgang damit“, ergänzt Möhrer-Nolte. Auch wolle man Jugendliche anregen, sich selber mit dem eigenen Alkoholkonsum auseinanderzusetzen.

Dennoch wird die Veranstaltung am 24. Mai zunächst eine einmalige Aktion bleiben. „Die Auseinandersetzung darüber, ob es möglich ist, ohne Alkohol Spaß auf einer Party zu haben, soll auch über dieses Ereignis hinaus fortgesetzt werden“, so Möhrer-Nolte. Aus diesem Grund erhofft sie sich auch einen Dialog mit der Gastronomie. „Es wäre schön, ein ausgewogenes Angebot an nichtalkoholischen Getränken zu bezahlbaren Preisen zu haben.“ Auf Niedrig-Preis-Aktionen für Alkoholika sollte in Zukunft verzichtet werden.

…häufig mit Schmerz und Tod verbunden ist.

Ob CHOOSE auf längere Sicht gesehen eine Zukunft hat, ist noch offen. Möhrer-Nolte: „Eine Auswertung der Wirksamkeit der Kampagne steht in diesen Monaten an“. Im Klaren ist sie sich darüber, dass die Alkoholproblematik nicht über Nacht gelöst werden kann. Es fehle nicht nur an Vorbildern beim maßvollen Umgang mit Alkohol, sondern auch allgemein an genügend Erkenntnis: „Wir leben in einer Gesellschaft, die Alkohol als Droge unterschätzt, die vor illegalen Drogen warnt und Alkohol verharmlost“, bilanziert die Expertin.

Aus der aktuellen Kampagne: