Die Berliner Mauer – existiert sie weiter?

(24.08.2001 17:34)

„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“.
Walter Ulbricht, 15.6.1961
Doch die Realität sah anders aus. Am frühen Morgen des 13. August 1961 rücken die ersten Verbände der Kampfgruppe aus, um eine provisorische Grenze zwischen Ost- und Westberlin zu schaffen. Presslufthämmer reißen die Menschen aus dem Schlaf, als die „Vopos“ beginnen, die Straßen aufzureißen. Wenig später ist der Spuk vorbei. Vier U-Bahn- und acht S-Bahn-Linien wurden getrennt, 192 Straßen führen ins Nichts.

13. August 1961 Mauerbau in Berlin; Quelle unbekannt

Dieser Morgen war der Beginn einer langen Geschichte – der Geschichte von der gewaltsamen Trennung Deutschlands in zwei Teile. Eine Trennung, die sich tief in den Köpfen der Menschen einprägte und sie auch heute noch beeinflusst. 40 Jahre ist es nun her, und doch ist die Überwindung der einst so verhassten Mauer noch nicht abgeschlossen.

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Der 9. November 1989 war eine Initialzündung. An diesem geschichtsträchtgen Tag wurde die Mauer „aufgebrochen“. Menschen lagen sich jubelnd in den Armen, es flossen Sekt und Tränen gleichermaßen, die Trennung von Ost und West schien überwunden. Doch es war nur eine Initialzündung, die einen langen Prozess der Wiedervereinigung einläutete und selbst wenn diese Wiedervereinigung auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene große Fortschritte macht – wie sieht es diesbezüglich in den Köpfen der Menschen aus?

Schon über 10 Jahre her…

Eine neunte Klasse unserer Schule wurde aus gegebenem Anlass dazu aufgefordert, ihr Wissen zum Thema „Mauer“ sowie ihre Gedanken zu einer etwaigen „Mauer im Herzen“ eines jeden Menschen aufzuschreiben. Dabei traten interessante Ergebnisse zu Tage. Viele Schüler haben gewisse Schwierigkeiten, sich mit dem Thema Mauerbau auseinanderzusetzen. Die Texte sind immer wieder von gewissen Vorurteilen geprägt, die lediglich auf erfundenen Szenarien beruhen und nicht der Realität des damals noch zweigeteilten Deutschlands entsprechen. Andererseits haben aber auch viele Schüler eine Einsicht in die Probleme der damaligen Zeit gewonnen und sind in der Lage, dieses Thema mit der nötigen Distanz und Sachlichkeit zu behandeln. Ihre Gedanken zum Thema „Mauer in meinem Herzen“ bezogen die meisten Schüler währenddessen auf ihren privaten Bereich. Hier lassen sich interessante Bezüge zum Thema „Trennung von Ost- und Westdeutschland“ herstellen, denn gewisse Vorurteile, die zu Mauern zwischen Menschen führen können trifft man sowohl bei der Wiedervereinigung als auch im täglichen Leben im privaten Umfeld an. Die einhellige Meinung ist hierbei, man könne über einen intensiveren Dialog zwischen den Menschen helfen, eventuelle „Mauern im Herzen“ abzubauen und zu einer besseren Verständigung miteinander zu gelangen. Diese Erkenntnis ist sehr wichtig, denn sie führt dazu, dass auch in Zukunft die Menschen in den alten und neuen Bundesländern immer mehr zu der Einsicht kommen, dass ein zweigeteiltes Deutschland nicht länger existiert.
Das vereinte Deutschland ist in den Köpfen der Menschen in den letzten Jahren immer mehr zur Selbstverständlichkeit geworden und irgendwann werden die Trennung zweier deutscher Staaten und die klischeehafte Einteilung in „Ossis“ und „Wessis“ aus der lebendigen Erinnerung der Menschen verschwinden und nur noch als wichtige Mahnmale in der deutschen Geschichte weiterexistieren.

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Dies ist der Zeitpunkt, wenn nicht nur die Mauer in Berlin, sondern auch die innere Mauer in den Köpfen vieler Menschen gefallen ist. Hoffen wir, dass dieses Ziel bald erreicht ist.