Ein afrikanischer Schindler?

Von unserem Redakteur Christian Heine (12.05.2005 19:12)

Wer kennt nicht Hans Schindler, den Mann, der durch geschickten Arbeitseinsatz in seinem eigenen Betrieb eine große Anzahl Juden vor den Konzentrationslagern bewahrte und ihnen so das Leben rettete. Aber habt ihr je von Paul Rusesabagina gehört? Ihr kennt ihn nicht? Nun, dies ist seine Geschichte!

Paul Rusesabagina mit dem Filmregisseur (v.l.)

Paul Rusesabagina (absolut überzeugend von Don Cheadle gespielt) arbeitet als Manager im „Milles Collines“, einem Luxushotel in Kigali, der Hauptstadt des afrikanischen Zwergstaates Ruanda. Der Familienvater führt ein Leben in stilvollem Wohlstand. An der Politik seiner Hutu-Mitbürger ist er wenig interessiert, vielleicht deshalb, weil seine Frau eine Tutsi ist. Doch zwischen jenen Hutus und Tutsis kommt es immer wieder zu Ausschreitungen und Krawallen. Als das Flugzeug des Präsidenten von Ruanda von Tutsi-Rebellen abgeschossen wird, beginnt der größte Genozid seit dem Nazi – Holocaust, verübt von aufgebrachten Hutus an ihren Tutsi-Nachbarn. Dazu werden sie vom Hutu-Radiosender RTLM angestachelt, der in seinen propagandistischen Hass-Tiraden zur Ausrottung der „Kakerlaken“ aufruft.

Die Angst vor den Mördern

Paul bringt seine Familie, Freunde und Nachbarn im „Milles Collines“ in vorläufige Sicherheit. Doch die im Hotel stationierten UN- Blauhelmsoldaten müssen tatenlos zusehen, wie außerhalb der Hotelmauern der Genozid wütet, da der Weltsicherheitsrat den Konflikt als Stammesrivalitäten ansieht und alle Warnungen der in Ruanda ansässigen Hilfsorganisationen ignoriert. Frankreich und Belgien entsenden Spezialeinheiten nach Kigali, doch diese evakuieren nur die im Hotel verbliebenen europäischen Gäste.
Von Interhamwe-Milizen terrorisiert, beginnt Paul sich mit Miliz- und Armeeführern zu arrangieren. Generäle werden mit Scotch und kubanischen Zigarren bei Laune gehalten und Milizionäre mit Bier, Geld und Schmuck bestochen. Er gibt nicht auf und kämpft, bis er mit 1280 Tutsi-Flüchtlingen das Flüchtlingslager an der Grenze zu Burundi erreicht.

Hotelmanager Paul Rusesabagina im Film vor seinem Hotel

Paul Rusesabagina lehnt es kategorisch ab, mit Hans Schindler verglichen zu werden. Wenn man aber die beiden Männer vergleicht, erkennt man durchaus Parallelen. Beide gehörten zu einem anderen Volksstamm als dem, deren Menschen sie retteten, beide hatten Geld und Einfluss und beide hatten vor allem den Mut, sich dem herrschendem Ungeist entgegenzustellen; dies jedoch nicht mit Gewalt, sondern mit Charisma, Geschick und Diplomatie. Der heute in Belgien lebende 50-jährige ist ein Vorbild dafür, dass gewaltloser Widerstand möglich ist!