Frau Müller zum Abschied

Von unserem PoWi-Lehrer Joachim Schmidt (14.09.2006 23:59)

In vielen Film- und TV-Produktionen, auch bei Karnevalsveranstaltungen ist die Putzfrau, modern Raumpflegerin, eine schlagfertige, bodenständige Person mit Mutterwitz. So verkörperte insbesondere Lia Wöhr als Frau Siebenhals in der Fernsehserie „Die Hesselbachs“ eine wortgewandte Putzfrau, die sich nicht scheut, ihrer Herrschaft ungeschminkt Wahres zu sagen.

Frau Müller mit unserem Schulleiter Herrn Gries mit Kind und Gattin

Mit dieser Frau ist Frau Müller nicht zu vergleichen. Freundlich, aber bestimmt war Frau Müller bis zu ihrem Abschied vor den Sommerferien ein Garant dafür, dass unsere Schule, einschließlich des Abendschulbereiches, für die Unterrichtstätigkeit aufgeräumt, sauber und gepflegt vorgefunden wurde. Als Mitglied des Personalrates der Stadt Kassel war sie sowohl gewerkschaftlich engagiert und somit auch eine Ansprechpartnerin für die übrigen Raumpflegerinnen an unserer Schule. Bei der Organisation von Schulfesten stand sie nie abseits, sondern beteiligte sich sogar finanziell mit ihrer berühmten „Brezelmaschine“. Jetzt genießt sie mit ihrem Mann, der vor etlichen Jahren noch bei uns Hausmeister war, ihren Ruhestand, den sie wirklich verdient hat. Unser Dank für ihre langjährige Tätigkeit wird auch durch ein Gedicht deutlich:

Lehrer- und Lehrerinnen des Goethe-Gymnasiums

Kommst du zu Goethes ins grüne Gebäude
kommen dir Zweifel, dann siehst du mit Freude
es ist doch die Schule, die du hier suchtest
aber alles ganz anders, als du vermutest.

Kein Grafitti und keine wüsten Plakate,
kein pädagogisches Chaos, selbst die Stuhlreihen gerade.
Die Gänge blitzsauber, keine Fenster verklebt
fast wie ein Museum, doch o Wunder, es lebt.

Kolleginnen von Frau Müller

Eine Klingel schrillt nicht mehr ganz zeitgemäß,
und plötzliches Gewusel, wohin du auch siehst.
Hektisch wegeilende Lehrer mit gehetztem Blick
aber ganz coole Schüler mit einem gewissen Kick.

Bildhübsche Mädels und stattliche Buben
verlassen zielstrebig die zahlreichen Stuben
vorbei ist der Spuck, du bist wieder allein.
Doch plötzlich ein Klappern, was könnte das sein.

Frau Müller mit ihrem Sohn, einem ehemaligen Goethe-Schüler

Flotte Damen, na, flott schon seit Jahrzehnten,
in blauen Kitteln mit lustgen Gefährten,
halb Eimer, halb Lappen mit Besen und Wischern,
es schallt nach Musik und fröhlichem Kichern.

Ruck, zuck wird gefegt, gewischt und gerückt
nicht in Hektik, doch korrekt wird alles bestückt.
Blitzblank dann die Gänge mit Maschinen gebohnert.
Ein spät flüchtender Lehrer zu mehr Sorgfalt verdonnert.

Ein kleiner Umtrunk

Was passiert hier? Wer ist das? Wer schwingt hier das Zepter?
Wer ordnet konstant hier und ganz ohne Gezeter?
Es ist die Frau Müller und das seit Jahrzehnten.
Der Sauberkeit Seele, der oben erwähnten.

Dafür möchten wir Ihnen danken – von ganzem Herzen,
und neben der Freude erfüllt uns mit Schmerzen,
Ihr Abschied mit etwas Angst und leisem Wehmut.
Aber für Sie, liebe Frau Müller, beginnt ein neuer Lebensabschnitt
und das ist auch gut.

Tschüss, ihr Lehrer!