Haste mal nen EURO?

(19.10.2001 16:58)

Wenn kein Schüler mehr in Zukunft eine müde Mark auf dem Konto hat, sondern nur noch Euro und Cent, werden Mark und Pfennig ihren Wert zumindest in seinem Sprachschatz bewahren.

Der Pfennigfuchser dürfe sich kaum in einen Centfuchser verwandeln. Und auch die drängende Frage „Haste mal ’ne Mark ?“ wird wohl bleiben. Die Wertschätzung des Volksmundes für längst verschwundene Münzen lässt sich mit vielen Redewendungen belegen. Auch heute noch wird gern auf Heller und Pfennig abgerechnet, obwohl der Heller schon 1873 mit der Einführung der Mark als gemeinsame Währung im damaligen Deutschen Reich aus den Geldbeuteln verschwand. Der Groschen fällt bei manchen Menschen weiterhin nur pfennigweise.

Auch der Taler hat sich gehalten. Daher wird wohl auch im Euro-Zeitalter noch der eine oder andere sparsame Mensch die Mark dreimal umdrehen, bevor er sie ausgibt, und mancher wird ’ne schnelle Mark machen oder ist bei irgendeiner Sache mit fünf Mark dabei. Der Pfennig steht nach Einschätzung der Linguisten in der Volkssprache oft für das Geld schlechthin.

Zahlreiche Sprüche beziehen sich auf ihn, und selbst Goethe nutzte ihn in dieser Funktion in einem Schreiben an Charlotte von Stein: „Jeden, dem du selber gibst, wirst du wie dich selber lieben, reiche froh den Pfennig hin, häufe nicht ein Goldvermächtnis.“ „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert“, lautet die wohl bekannteste Redewendung, die zudem mit Begeisterung abgewandelt wurde. „Wer den Pfennig nicht ehrt, hat einen Hang zum Großgeld“ ist ebenso eine Variante wie „Wer den Pfennig nicht ehrt, dessen Zeit ist was wert“. Euro und Cent werden sich zu Beginn sicherlich nicht an so prominenter Stelle im Sprachschatz niederschlagen.

Mit dem Euro ist eine Vorsilbe zum Wort gemacht worden. Zu den diskutierten Vorschlägen zählten Pent -gebildet aus Pfennig und Cent – und Mini. Der Volksmund wird daher die neue Währung wohl zunächst nicht für bare Münze nehmen. Der Centabsatz an Stelle des Pfennigabsatzes klingt ebenso ungewohnt wie die Bemerkung, nach einer Heirat sei der Euro nur noch 50 Cent wert.

(Auszüge aus einer dpa-Meldung vom 02.01.1999)