Keine LUSD auf Schule

von unserem Redakteur Marco Sivori (01.10.07)

Nichts entfachte zu Beginn des Schuljahres so viele Diskussionen wie die neue Version der Lehrer- und Schülerdatenbank, kurz LUSD. Zu den bisher bekannten Problemen gesellt sich nun die nächste Frage: Wie gläsern dürfen Schüler sein?

 

So ähnlich muss sich die LUSD momentan scheinbar verhalten

 

„Zentralisierung“ lautet das Zauberwort, wenn von der neuen Lehrer- und Schülerdatenbank gesprochen wird, die sämtliche Schüler und Lehrer Hessens erfasst. Ziel dieser Datenbank ist es, die Verbindung zwischen den Schulen untereinander und zum Kultusministerium zu vereinfachen.

 

 

 

Das Prinzip der LUSD, das hinter diesem Aufwand steckt, ist ebenso einfach wie bedenklich: Schüler- als auch Lehrerdaten werden nur einmal in das zentrale Netzwerk eingegeben und sind bei Bedarf jederzeit von den Schulen wieder abrufbar. Dies würde beispielsweise einen Schulwechsel vereinfachen, da die zukünftige Schule die Daten über die neuen Schüler direkt online einsehen könnte. Könnte wohlgemerkt, wenn das System funktionieren würde, wie es sollte.

 

 

 

 
Karin Wolff vertraut auf die LUSD
 

„Die neue LUSD wird die Datenverwaltung in Hessens Schulen vereinfachen“, versprach Kultusministerin Karin Wolff im Jahr 2004 und verwies auf die Zukunft und eine geplante Verbesserung der bereits damals kritisierten zentralen Datenbank hessischer Schüler. Diese neue Version, die zu Beginn des jetzigen Schuljahres ihren Dienst aufnahm, entspricht jedoch noch immer nicht dem, was sich die betroffenen Schulen wünschen. Das System neige noch immer zu Abstürzen und langen Ladezeiten, so die derzeit häufigsten Beschwerden. Zeitgleich steigt der Unmut in den Sekretariaten, weil bereits im letzten Jahr schon vieles nicht funktionierte, wie es eigentlich hätte funktionieren sollen. Zeugnisse konnten bisweilen nicht ausgedruckt werden und auch korrekt eingegebene Schülernamen wurden vom System falsch wiedergegeben. Dies mag vielleicht auch daran liegen, dass insgesamt über 2000 hessische Schulen an dieses System gebunden sind, eine Zahl, die es unglaubhaft macht, dass alle zugleich damit arbeiten können.

 

 

 

 
Sind zugängliche PCs in der Schule ein Sicherheitsrisiko?  

Zu den technischen Problemen ertönt nun scharfe Kritik von Sicherheitsexperten, die sich Sorgen bezüglich der Probleme machen, die ein zentralisiertes System mit sich führt. Größte Sorge gilt dabei der vertrauenswürdigen Handhabung der gesammelten Daten. Diese umfassen den schulischen Werdegang eines jeden Schülers, einschließlich seiner Schulnoten und Zulassungen. Die Sorge gilt dabei nicht der regulären Nutzung einer solchen Datenbank, sondern Vielmehr der Gefahr von beabsichtigten Einbrüchen ins System, um sich unerlaubt Informationen zu verschaffen. Auch die Gefahr, dass ein Computervirus durch einen Schul-PC in das Netzwerk kommt, sei nicht zu verachten. Dieser könnte im schlimmsten Falle über den Zentralserver verteilt und an die Zentralrechner aller hessischen Schulen gesandt werden, was zu einem Totalausfall führen würde. Natürlich ist das System mittels modernsten Sicherheitsvorkehrungen gegen Einbrüche wie auch Viren geschützt, doch ist es schwer einem System zu vertrauen, das für seine Fehler berüchtigt wurde.

 

 

 

Allgemein gäbe es jedoch „keine vernünftige Alternative zu dem zentralen Schulverwaltungssystem LUSD, um den antiquierten Diskettenaustausch an 2.000 Schulen abzulösen“, so die Staatssekretäre Joachim Jacobi und Harald Lemke. Man sei sich bewusst, dass das System noch längst nicht ausgereift sei, jedoch sei man für die Zukunft zuversichtlich. Dabei wird erneut auf das kommende Schuljahr verwiesen mit der Zusicherung, dass das bisherige System noch einmal vollständig überarbeitet wird. Bis dahin müssen Hessens Schulen erst einmal weiterhin mit der fehlerhaften Version Vorlieb nehmen und hoffen, dass sich nächstes Jahr einiges zum Besseren wendet.