Mail contra Karte

(15.09.2001 00:09)

Es ist nicht mehr wegzudenken: das Piepsen in Bussen, Kaufhäusem und Fußgängerzonen. Ständig kommen SMS per Handy an, werden Tasten gedrückt, Nachrichten geschrieben.160 Zeichen, Fragen, Antworten, Glückwünsche, jede Art von Nachrichten werden durch die deutschen Mobilnetze geschickt.

Doch an so antiquierte Datenträger wie eine Postkarte denkt kaum noch jemand. Denn eine Nachricht über den Short Message Service ist praktischer, schneller und oft billiger. Mindestens einen Tag ist eine Postkarte mit der Post unterwegs, eine SMS braucht nur etwa zehn Minuten. Verabredungen für den Abend, Fragen nach Hausaufgaben, Nachfragen sind mit einer Postkarte nicht möglich.

Aber drückt so eine altmodische Karte nicht auch etwas persönliches aus? Der Absender denkt an jemanden, sucht eine Karte für den Empfänger aus, vom Urlaubsort, von einem Denkmal, zum Geburtstag. Er schreibt einige Sätze, drückt Freude, Trauer, Mitgefühl aus. Er gibt sich Mühe. Und eine Ansichtskarte ist immer noch schöner anzusehen. Im Gegensatz zur SMS hat diese Bestand. Er hebt sie auf, hängt ein besonders schönes Exemplar an die Wand. Eine Mail wird mit wenigen Tastendrücken gelöscht und verschwindet für immer. Auch kann er Kurzmitteilungen nicht sammeln, wohl aber Karten.

Ist also das Verschwinden der Postkarte in unserem täglichen Leben ein Zeichen dafür, dass die Beziehungen zwischen den Menschen schwinden? Oder sind Postkarten einfach out, rückständig? Das Handy ist in und SMS-Schreiben gehört einfach dazu. Aber wer weiß, vielleicht steht die Postkarte kurz vor ihrem Comeback. Also, schreib mal wieder eine Karte.