Mode

(27.01.2002 23:39)

Levis, Joop, Versace, Nike – wer kennt sie nicht – die Edeldesigner mit ihren Macken, Zicken und Affäiren. Aber sie sind Vorbilder für eine ganze Generation von Jugendlichen.
Waren meine Eltern in ihrem Teenagerdasein froh, eine ausgefranzte Schlaghose und einen Parka zu besitzen, so müssen es heute Edellabels sein, die der trentbewusste Schüler oder Jugendliche tragen muss. Durften junge Menschen vor 30 Jahren noch ihr individuelles Outfit, unkorrigierte Zähne und ein Muttermal als hervorgehobene Unterscheidungsmerkmale vorzeigen, so müssen heute nicht nur junge Mädchen und Frauen – laut Medien – mindestens untergewichtig sein, um „in“ zu sein. Denn „In sein“ bedeutet heutezutage: knackige Figur, Markenlabels, flotte Sprüche und überall dabei sein.

Mode beginnt im zarten Kindesalter …

Die heutige Zeit rennt. Während früher ein Modestil mehrere Jahre uptodate war, so sind es heute nur noch wenige Monate, wenn nicht Tage. Es dreht sich alles um schnelle Autos, coole Trends, dazu harte Sprüche, virtuelle Welten, Sex, Drogen, Partys.

Wer schön sein will, muss leiden – und Geld haben, um sich sein Leiden finanzieren zu können. Welcher Vater ist Chirurg und schenkt dir schon eine neue Nase zum Geburtstag; auch ein großer Busen fällt nicht vom Himmel. Aber mittlerweile sind kleinere Schönheitsoperationen – von Eltern finanzierte Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenke – nicht selten.

… und entfaltet sich im Erwachsenenalter

Viele Verlage machen mit Büchern wie „Der große Ratgeber für eine perfekte Ausstrahlung und Figur“ attraktive Umsätze. Selbst sich emanzipiert nennende Frauenzeitschriften bringen mit schöner Regelmäßigkeit Diätpläne, anstatt die Frauen darin zu unterstützen, zu ihrer Figur zu stehen.
Echt bemitleidenwert diese Jugendlichen, welche ihre nicht vorhandene Natürlichkeit einstudieren, indem sie ihre Ausstrahlung aus Broschüren theoretisch herleiten und mit viel Chemie untermauern. Noch vor einigen Jahren wurden solche Bücher belächelt, heute sind sie notwendige Leitfäden.
Selbsternannte Insider spielen eine dominierende Rolle als Trendsetter, Multiplikator oder treten als Mode-Scouts auf, die die großen Modekonzerne auf kommende Trends hinweisen. Andere spielen ihre Rolle als eine Art Werbebanner für bestimmte Edel-Marken; sie stellen praktisch das Model auf dem Catwalk dar, das versucht, sich und ihre Klamotten gut zu verkaufen. Das Geschäft mit dem Design boomt; ein neuer Stern ist aufgegangen. Was früher nur einer priviligierten Oberschicht vorbehalten war, streben heute – dank der Medien – viele an.

Das Körpergewicht steht im Zentrum der Überlegungen

Desginer profitieren davon und finanzieren sich Luxusvillen, Traumurlaube, Edelkarossen, Models leben ebenso, der Wunschtraumeines jeden Mädchens.
So versucht auch der Normalbürger etwas von dem Glanz der Großen abzubekommen, weil so die Bewunderung anderer angezogen wird. Aber es kommt teuer zu stehen, denn eine hohe Verschuldung ist heute keine Seltenheit mehr. Ein Teufelskreis, dem viele nicht mehr standhalten können. Kriminalität und Überfälle sind an der Tagesordnung. Auch die Psychiater profitieren vom großen Geschäft, indem sie „versuchen“, das Selbstbewusstsein der Beteiligten zu stärken und somit diesen Kreislauf aufzubrechen. Ein Teil der hohen Selbstmordquote geht meines Erachtens auf das Konto der „Labelgesellschaft“, da Menschen bei dieser Schnelllebigkeit nicht mehr mitziehen können und sich als Versager sehen.