Punk sein heißt anders sein!

Von unserer Redakteurin Desiree Steppat (21.11.2004 16:24)

Der Musikstil „Punk Rock“ ist nicht mehr ganz jung, aber trotzdem sind viele Schüler des Goethe-Gymnasiums Anhänger dieser Musikrichtung, die Mitte der 70er Jahre durch erste Punk-Bands von sich Reden machte. Grund dafür war die schwindende Aussagekraft des Rock’n’Rolls, einer noch vorherrschende Musikrichtung der 69er-Grufti-Eltern und -lehrer. Nicht nur für diese steht dieser kurzer Abriss der Punk-Rock-Bewegung.

Typisch Ärzte

Aus der Abkehrung von Rock’n Roll entstand zunächst der harte, einfach Garage Rock. Ihre prominentesten Vertreter waren „MC5“, „The Stooges“ und „The Ramones“. Diese Bands benutzten für ihre Lieder weniger Akkorde, sie wurden kurz, hektisch und aggressiv, die Musik war laut und schnell, zum Teil chaotisch. Die Musiker beherrschten ihre Instrumente nur gering, was für sie auch nicht das Wichtigste war, sondern die Aussagen, die sie mit ihren Texten rüberbrachten.
Die „Sex Pistols“ aus London waren die erste Band, die als die wahren Punks bezeichnet werden konnten. Sie waren ein Gesamtkunstwerk, entstanden durch ihren späteren Manager Malcom McLaren und der Modedesignerin Vivienne Westwood. McLaren und Westwood verpassten der Band den Ruf einer missratenen Gruppe von Nichtsnutzen mit komischen Outfits. Sie waren die perfekten Punks, was übersetzt nichts anderes heißt als: verdorben, wertlos, frech, rotzig, miserabel.

Die berühmteste Punkband Sex Pistols

„I always thought a punk was someone, who took it up the ass.“ – Dieses Zitat stammt von dem Schriftsteller William Burroughs. Übersetzt bedeutet es soviel wie „Ich dachte immer, ein Punk wäre jemand, dem alles am Arsch vorbeigeht.“ Damit hat er nicht ganz unrecht. Aber ihnen ist nicht alles egal. Punks wollen sich von der Wohlstandsgesellschaft abheben.
Dies erreichen sie nicht nur durch ihre Musik und ihre Songtexte, wie zum Beispiel bei „Good Charlotte’s“ „Lifestyle of the rich and the famous“, sondern auch durch ihre ungewöhnlich auffallende Aufmachung. Punk ist deshalb nicht nur ein Musikstil, sondern auch eine Lebenseinstellung. Er ist Ausdruck gegen die herrschende Gesellschaft. Davon handeln auch die meisten Songtexte.

Typisch für „Punk Rock“ sind dominierende Gitarren und Gesang, aber zum Teil auch untypische Instrumente, wie zum Beispiel: Saxophon, Geigen, Xylophon oder auch Trompeten. Auch Volkslieder werden von Punk-Bands missbraucht. Die Flogging Mollys vergriffen sich bei ihrem Lied „Drunken Lullabies “ an einem irischen Volkslied und produzierten Punk mit traditionellen Instrumenten.

Wer ist denn der hübsche Jüngling? Doch nicht etwa Sid?

Punk-Musik zeichnet sich durch eine vitale Aggressivität aus, doch die Botschaft ist negativ. Die Texte gleichen gebrüllten Slogans von Zerstörung, Bedeutungslosigkeit und der Sinnlosigkeit jeder Existenz. Dazu passt auch der Punk-Mythos von Sid und Nancy. Sid war der Bassist der „Sex Pistols“. Er hatte eine Liebesbeziehung zu seinem heroinsüchtigen Groupie Nancy und begann damit selbst Drogen zu nehmen.

Im Oktober 1978 wurde Nancy erstochen neben dem unter Drogen stehendem Sid gefunden. Nach einem Drogenentzug im Gefängnis setzte sich Sid bei der Feier zu seiner Freilassung eine Überdosis und verstarb im Februar 1979. Nach ihrem Tod gab es viele Spekulationen über die Beiden. Alex Cox produzierte darauf im Jahr 1986 den Film „Sid and Nancy“, der die Lebensgeschichte der Zwei wiedergibt. Unter anderem durch diese Geschehnisse wird Punk heute noch mit Drogen in Verbindung gebracht, dass sie aber stets etwas miteinander zu tun haben, ist und bleibt ein Vorurteil.

Trotzdem gilt Sid in der Gegenwart noch als Punk-Idol. Er ließ den Punk-Look wieder aufleben. Dazu gehören zerrissene Jeans, Lederjacken, Nieten-Accessoires und oft auch möglichst auffallende Haarschnitte. Doch nicht für jeden Punk ist ein schräges Aussehen das Wichtigste, seine Einstellung hebt ihn von der Masse ab. Auch musikalisch fanden in den letzten Jahren Veränderungen statt: angesagte, heutige Bands spielen nicht mehr den reinen Punk, doch ihre Textinhalte blieben die gleichen. Das im Moment wohl populärste Punk-Lied „American Idiot“ handelt von der verblödenden Gesellschaft Amerikas, die alles mit sich machen lässt. Zu der Band „Greenday“ ist noch eins zu sagen: keiner der Drei kann Noten lesen bzw. schreiben. Trotzdem gehören sie zusammen mit „The Offspring“, „Anti-Flag“, „Bad Religion“ und „NoFX“ zu den bekanntesten internationalen Punk-Bands.

Junge, populäre Punk-Bands wie „Blink 182“, „Good Charlotte“ und „Sum 41“ haben bei uns eine große Anhängerschaft. Frauen sind in der Punk-Szene allerdings minder vertreten, obwohl es durchaus weibliche Punk-Bands gibt. Sie sind nur leider nicht so bekannt wie ihre männlichen Kollegen. Dabei sind Frauen mindestens genauso gute Punks wie Männer.

Aktuell steht die Kritik des Irak-Krieges und der Regierung George Bushs im Mittelpunkt. Seit Beginn des Krieges ist dies das zentrale Thema in der Punk-Szene. Auch die berühmten Punker von „Bad Religion“ haben sich mit diesem Thema in ihrem Song „Let them eat war“, der sich als wahrer Ohrwurm beim Schreiben dieses Artikels herausgestellt hat, auseinandergesetzt. Bands die nach Meinung anderer noch reinen Punk spielen sind „Normahl“, „The Exploted“ und „Schleimkeim“.

Worauf ich aber besonders hinweisen möchten, sind die tollen Punk-Bands aus Deutschland, wie „Die Toten Hosen“, „WIZO“, „die Ärzte“, und „Donots“. Die Ärzte setzen sich in ihren Songs oft mit der „Springerstiefelfraktion“ auf witzige Weise auseinander. Punks sind generell gegen Nazis.

The Spooners aus Kassel

Besonderen Wert möchte ich auf diese Vorstellung einer jungen Punk-Band legen. Nicht weit von hier entstand eine frische, neue Band „The Spooners“. Die fünf Jungs kommen aus Melsungen und sind gerade dabei sich einen Namen in der Musik-Branche zu machen. Trotz ihres jungen Alters verstehen sie es gute, vielseitige Musik zu machen. Beim Hören ihrer ersten E.P „Supersize your banana“, wird mir immer wieder deutlich, dass bei solchen Bands Punk niemals aussterben wird!