Sucht- und Drogenbericht 2000 „Rauschtrinken“ liegt bei Jugendlichen im Trend

Aus der HNA vom 27.04.2001 (Sucht und Drogen)

Die Zahl der Drogentoten ist im Jahr 2000 weiter angestiegen. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk will aber auch den Kampf gegen legale Suchtmittel ausweiten. Sucht- und Drogenbericht 2000 „Rauschtrinken“ liegt bei Jugendlichen im Trend.
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Besorgt über den Rauschgiftkonsum junger Menschen: Marion Caspers-Merk, Drogenbeauftragte der Bundesregierung.

BERLIN • Die neue Drogenbeauftragte der Regierung, Marion Caspers-Merk, hat sich am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung des Sucht- und Drogenberichts 2000 besorgt über den Rauschgiftkonsum junger Menschen geäußert. Angesichts der höchsten Zahl von Drogentoten seit acht Jahren warnte die SPD-Politikerin vor einer jugendlichen „Spaßkultur“ mit hemmungslosem Drogengebrauch. Der Report weist für das vergangene Jahr 2030 Rauschgiftopfer aus. Das sind zwölf Prozent mehr als 1999 und so viele wie seit 1992 nicht mehr.

„Immer schädlich“

Caspers-Merk sagte, sie wolle im Kampf gegen die Drogen auch legale Suchtmittel wie Alkohol, Tabak und Medikamente in den Vordergrund rücken. “Der Droge ist es egal, ob sie legal oder illegal ist – sie ist immer schädlich.“
Zwar gehe der Tabak- und Alkoholkonsum in der Bevölkerung langsam zurück und der Heroinkonsum stagniere, doch das „Rauschtrinken“ sei zu einem neuen, verbreiteten Trend unter Jugendlichen geworden. „Hier handelt es sich nicht um das eine Glas zuviel“, sagte die SPD-Politikerin. Dieses „gezielte Sich-Zumachen am Wochenende“ sei Teil einer neuen Jugend- und Spaßkultur. Rund ein Drittel aller Jugendlichen trinke regelmäßig Alkohol, immerhin 200.000 davon täglich. Gerade für diese Gruppe gebe es zu wenige Hilfsangebote.
Während der Tabakkonsum in Deutschland langsam abnehme, rauche ein Viertel aller Jugendlichen regelmäßig. Sie fingen auffallend früh mit der ersten Zigarette an. Das Durchschnittsalter liege bei 13,6 Jahren. Vor allem junge Mädchen stiegen früh in den Tabakkonsum ein, erklärte die Drogenbeauftragte.
Keine anderen Drogen fordern so viele Menschenleben wie die legalen „Genussmittel“ Nikotin und Alkohol. Allein 100.000 Menschen sterben laut Caspers-Merk jedes Jahr an den direkten oder indirekten Folgen ihrer Nikotinsucht, 40.000 fielen dem Alkoholmissbrauch zum Opfer. Vier Millionen der erwachsenen Raucher gelten als süchtig und 1,5 Millionen Menschen als alkoholabhängig. Der Bericht weist noch auf eine weitere Brisanz dieser Alltagsdrogen hin: Sie gingen „in der Regel“ dem Gebrauch illegaler Drogen voraus.

Ecstasy-Konsum

Sorge bereitet der SPD-Politikerin auch der steigende Konsum bei so genannten Party-Drogen wie Ecstasy. Zwischen drei und vier Prozent der Jugendlichen konsumierten derartige Mittel. Solche psychoaktiven Drogen mit „schicken“ Aufdrucken, etwa Dollar-Zeichen oder Adidas-Logo, sähen aus „wie harmlose Pillen, die man nimmt, wenn es einem nicht gut geht“. Sie plane daher ein Internetangebot für „Jugendliche der Techno-Szene“. „Die Handy-Generation ist nicht durch klassische Angebote der Drogenberatung ansprechbar“, sagte Caspers-Merk. (AP/dpa)