Wie sich die Harmonie in ein Desaster verwandelte

von unserer Redakteurin Anja Anbarchian (27.04.2008)

Obwohl im August 2008 die Olympischen Spiele in Peking eröffnet werden, gibt es schon jetzt mehr Trubel um das Land, als um die eigentlichem Spiele. Dabei geht es vor allem um die Jahrzehnte lange Unterdrückung Tibets, die den Menschen auf der ganzen Welt zuschaffen macht. So zeigt sich die „Volksrepublik China“ nicht wirklich von ihrer glanzvollen Seite. Dabei war alles so schön geplant.

 

 China freut sich auf die Olympischen Spiele

 

Von Griechenland aus sollte die Olympische Fackel auf eine Reise durch die Welt gehen und dann am 4. Mai wieder China erreichen. Dann soll sie auch auf den Mount Everest in Tibet getragen werden, ein Vorhaben, das angesichts der jüngsten Ereignisse noch zusätzliche Kritik hervorgerufen hat. Es soll ein Fackellauf der Superlative werden, der längste der Geschichte mit insgesamt 135 Stationen in 19 Ländern. Die chinesische Regierung muss jetzt an jeder Station Proteste fürchten. Und außerhalb ihres Staatsgebietes wird sie noch nicht einmal die Möglichkeit haben, diese zu unterbinden oder die Medien daran zu hindern, über sie zu berichten, wie sie das beim Protest in

 
 Imke Duplitzer weiß, was sie will.  

Olympia gemacht hat. Der wurde in der Berichterstattung des chinesischen Fernsehens einfach weg geschnitten. Nicht nur wollen Tibet-Aktivisten während des Fackellaufes auf die Unterdrückung der Tibeter in China aufmerksam machen. Andere Gruppen wollen die Einschränkungen der Presse und die Verletzungen von Menschenrechten in China zum Thema machen.

 

Und der Gedanke des Boykotts liegt nahe. So hat zum Beispiel Degenfechterin Imke Duplitzer ihren Boykott öffentlich gemacht. Sie spricht sogar davon, dass bei der Eröffnungsfeier nur der deutsche Flaggenträger einlaufen soll und kein einziger Sportler. Auch ist lang und breit ihre Kritik am IOC (INTERNATIONAL OLYMPIC COMMITTEE) zu lesen, weil dieses einfach zu wenig unternimmt. Nie würden die Sportler gefragt, was sie den denken, so Duplitzer.

Doch was denken die Chinesen darüber? Diese fühlen sich erniedrigt, gedemütigt, denn sie verstehen die Welt nicht, da für sie das Thema Tibet ein eher kleines Ärgernis ist.

 

Aber auch die von mir befragten Schüler sind sich nicht einig. So meint Anne, Klasse 12: „Ich bin für einen Boykott, da zwischen China und Tibet eine unmögliche Situation vorherrscht. So lange diese Unterdrückung weiter fortgeführt wird und immer mehr Menschenrechte verletzt werden, finde ich sollten wir China bestrafen, indem wir den Olympischen Spielen keine Beachtung schenken.“

 

 

 Das Verhalten Chinas gegenüber Tibet

 

Dagegen meint Tobias, Klasse 11, aber: „Diese Spiele haben doch nichts mit der Politik Chinas zu tun. Sonst interessiert man sich nicht für die Politik eines Landes, aber jetzt wo sie in der Öffentlichkeit stehen, müssen wir alles schlechte auspacken. Darum geht es einfach nicht. Auch löst man so etwas nicht mit Protesten, die ein wunderbares Ereignis bloß kaputt machen.“

 

 

Nun hat China seine Bereitschaft signalisiert, mit einem Vertreter des Dalai Lama Gespräche zu führen. Ob dies eine ernst gemeinte Änderung der politischen Linie ist oder nur eine öffentlichkeiswirksame Geste, muss abgewartet werden. Es bleibt zu hoffen, dass China seine Unruhen in den Griff bekommt und das die Olympischen Spiele so hoffentlich zu einem guten Ende führen, weil sich der sportliche Gedanke durchsetzt.