Wir haben Glück gehabt

Von unserer Mitarbeiterin Anna-Lena Reibold aus der 6c (26.05.2005 01:53)

Der Gedenktag zum 60-igsten Jahrestag des Kriegsende am 8. Mai 1945 liegt zwar schon fast drei Wochen zurück, aber wir wollen trotzdem über die Erlebnisse mit einem Zeitzeugen berichten, der unsere Klasse, die 6c, besuchte.

Herr Scholz wird befragt

Frau Stück gab uns schon einige Wochen vorher die Aufgabe, Omas, Opas oder andere Bekannte, die den Krieg miterlebt hatten, zu befragen. Wir hatten das Glück, dass Herr Scholz, der 77-jährige Opa von Daniel, sich bereit erklärt hatte, uns an diesem Tag „live“ von seinen persönlichen Erlebnissen zu berichten.

Alte Pässe und Dokumente aus der NS-Zeit

Herr Scholz wurde 1928 geboren – kurz vor der Weltwirtschaftskrise – und hat uns viel von seiner Kind erzählt. Im Alter von 11 Jahren erlebte er am 1. Sepember 1939 den Kriegsausbruch. Bald musste er wegen der Fliegerangriffe aus Berlin weg und wurde in einem Landheim ausgebildet. Kurz vor Kriegsende wurde er in einem „letzten Aufgebot “ als Flakhelfer eingesetzt und musste Angst und schreckliche Dinge erleben. Nach den Erzählungen von Herrn Scholz haben wir uns gemeinsam den Film „Die Kinder und die Stunde Null“ angesehen.

Die Kinder konnten in dem Film nur in Schutt und Asche spielen, was ziemlich gefährlich war. Sie kamen mit Bomben oder Ähnlichem in Berührung oder konnten von Häusern, die gerade einstürzten, verschüttet werden. Viele Kinder waren sich selbst überlassen, weil die Erwachsenen mit dem Wiederaufbau und dem Wegräumen der Trümmer beschäftigt waren. Nach diesem Film hat Herr Scholz noch über seine Erlebnisse nach dem Ende des Krieges berichtet. Er meinte, dass es nur wenig Lebensmittel gab, dass man sich Schuhe aus alten Autoreifen gebastelt habe und die alten Uniformen schwarz einfärbte, weil alle militärischen Kennzeichen ablehnt wurden. Spannend war auch zu hören, dass es eine „Zigarettenwährung“ gegeben hat.

Herr Scholz mit Schülern der 6c

Anschließend durften wir ihm noch ein paar Fragen zum 2. Weltkrieg und zur Schule stellen oder ob er Adolf Hitler auch mal in echt gesehen hätte. Als wir keine Fragen mehr hatten und Herrn Scholz auch nichts mehr einfiel, verabschiedete er sich. In der 6. Schulstunde haben wir unsere Mitbringsel wie Spielzeug, Ausweise, Pässe und noch viel mehr aus der damaliger Zeit angesehen. Anschließend fragte Frau Stück, wie denn die Omas und Opas auf solche Fragen reagiert hätten. Bei den meisten Kindern haben die Großeltern positiv reagiert und gerne über diese Zeit berichtet. Sie haben sich gefreut, dass wir uns dafür interessiert haben. Ich selber konnte leider keine Pässe oder Ähnliches von damals mitbringen, weil von meinem Opa das ganze Haus abgebrannt war und er nichts als seine eigene Haut mehr retten konnte.

Am besten fand ich den Film, den wir gesehen haben. Denn vorher konnte ich mir gar keine richtigen Bilder von damals machen. Jetzt erst weiß ich, wie es damals war, vor allem, welches Glück es war, ein Stück Brot zu haben. Daniel`s Opa war für mich auch sehr beeindruckend, weil er sehr ernst war und es ihm offen sichtlich nicht viel ausmachte, uns von seinen Erlebnissen zu erzählen. Insgesamt war dieser Tag sehr schön, und jetzt weiß ich auch, wie gut es uns doch geht !