Wir streiken!

von unserem Redaktuer Steffen Engelbrecht (20.11.2009)

Pflichtstundenerhöhung, ein späteres Renteneintrittsalter und zu wenig Kollegen: Gegen diese Bedingungen gingen am 17. November ca. 1375 Lehrer auf den Wiesbadener Luisenplatz und streikten. Insgesamt waren an diesem Tag ca. 87.000 Demonstranten auf den Straßen. Gegen den Regen half die rote Gewerkschaftskluft; gegen Sanktionen nicht. Auch Lehrer vom Goethe-Gymnasium waren mit von der Partie, um für ihre Rechte zu protestieren.

 

 Auch Herr Schön war unter den Streikenden in Wiesbaden

 

 

 „Kleine Klassen für ALLE“ – eine Forderung

der GEW

 

Von Klassenstärken von über dreißig Schülerinnen und Schülern sind nicht nur die Kinder und ihre Eltern betroffen, sondern zu einem großen Teil auch die Lehrer. „Die Stundenanzahl ist bei uns wesentlich höher als in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes“, erzählt Sport- und Deutschlehrer Alexander Schön. Um hiergegen und gegen weitere Maßnahmen der schwarz-gelben Landesregierung vorzugehen, gingen letzten Dienstag Lehrer aus ganz Hessen auf die Straße. Die GEW, Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, hatte zum Streik ausgerufen. Zu den Lehrern gesellten sich auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler der Schülervertretungen, um den Bundesweiten Bildungsstreik 2009 mit zu unterstützen. Gestreikt wurde nicht nur in Hessen; auch in Düsseldorf und anderen deutschen Landeshauptstädten gingen zahlreiche Lehrer und engagierte Schülerinnen und Schüler auf die Straße auf die Straße.

 

 

 

 

 Streiken macht Spaß – Herr Formann und 

Herr Peter

 

„Stress hoch zehn“, „Recht auf Privatleben“ oder „mehr Zeit für Schüler“, sind die Töne die in der HLZ, der Zeitschrift für Lehrer der GEW, anklingen. Diese Sorgen und den Ärger im Streik auszudrücken hatte aber für die Beteiligten durchaus Konsequenzen. Während die Hand voll Lehrer, die vom Goethe-Gymnasium streikten nur wenig Unruhe auf dem Vertretungsplan stiftete, sieht es für die Personalakte der Streikenden schon anders aus. Beamte dürfen nicht streiken. Die „abtrünnigen“ Staatsdiener bekamen Einträge in ihre Personalakten und Gehaltskürzungen für die ausgefallenen Stunden. Es gehört doch zum guten Ton für sein Recht einzustehen“, rechtfertigt Herr Schön seinen Streik. Aber wer für sein Recht einstehen will, nimmt diese Sanktionen in Kauf; und das Berechnen der Abzüge wird voraussichtlich wesentlich mehr kosten als die Gehälter einfach voll auszuzahlen.

 

 

 

 

 Auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler

demonstrierten beim Bundesweiten Bildungs-

streik 2009

 

Das Streikverbot für Beamte ist durchaus ein Punkt, der kontrovers diskutiert wird. „Wir haben zwar unterschrieben, dass wir nicht streiken, aber dass muss ja nicht heißen, das wir das auch richtig finden“, meint Herr Schön.

 

Der eher linksorientierten GEW steht der konservative deutsche Philologenverband, DPhV, gegenüber, der am Dienstag nicht mit streikte. 

 

 

 

Wie sehr ein Streik in diesen turbulenten Zeiten Wirkung zeigen kann wir sich herausstellen. „Kein Geld“, wird wohl die Hauptausrede für Miseren in der Bildungspolitik bleiben. Doch ob nur böse Briefe Abhilfe schaffen ist fraglich. 400 Studenten stürmten am Mittwoch das Uni-Präsidium, um gegen die Raumnot, schlechte Betreuung, sowie organisatorische und technische Probleme im Studium zu demonstrieren.

 

 
 Frau Lemp und Frau Stanko  

Klagen ziehen sich vom Kindergarten bis in die Unihörsäle. Irgendwas scheint mit unserem Bildungssystem nicht zu stimmen, obwohl Liquidität hier doch mindestens genau so gefragt ist, wie in Afghanistan oder Frankfurt. Handeln Politiker nicht, müssen sie zum Handeln gebracht werden, denn das ist ihre Arbeit und dazu sind sie demokratisch gewählt worden.