Zu weit weg und doch nah genug

(17.09.2001 20:30)

Quelle: Reuters

 

Quelle: AP

Ein Kommentar von Sascha C. Rudat Ehrlich gesagt ist der Terroranschlag vom Dienstag in seiner Abfolge für mich noch viel zu traumatisch, um diese Katastrophe wirklich bewusst verarbeiten zu können. Andererseits ist mir völlig klar, dass das alltägliche Leben nicht nur in den USA, sondern weltweit aus dem Takt gebracht worden ist.
Fast unbegreiflich, unfassbar ist diese Tat. Ich frage mich, wie krank und zugleich hochintelligent müssen diese Menschen sein, die eine solche komplexe logistische, todbringende Aktion durchgeführt haben.
Doch zugleich gibt es auch die vielen Fragezeichen: Wenn sie keinen Skrupel vor der Ausführung des Geschehens hatten, warum drehen sie das Passagierflugzeug, ihr gigantisches Terror-Werkzeug, kurz vor dem Weißen Haus ab und lassen es auf den Pentagon stürzen? Warum fliegen sie die Flugzeuge nicht zwei Stunden später – zur Hauptgeschäftszeit – in die Twin Towers? Warum schaffen es die Medien, Terroristen aufzuspüren und der CIA nicht? Und jetzt Krieg? Auf Verdacht ein Land flächendeckend bombardieren?

Welche Konsequenzen haben die möglichen militärischen Auseinandersetzungen für mich, welche Folgen kommen auf die deutsche Bevölkerung zu? Der Bundeskanzler war am Mittwochabend allerdings zu feige, der Öffentlichkeit einzugestehen, dass notfalls auch die Bundeswehr zum Einsatz komme. Nichts ist meines Erachtens schlimmer, als die Bevölkerung in Unwissenheit zu lassen, indem gebetsmühlenhaft Formulierungen wie „Solidarität“ oder „Beistand“ heruntergeleiert werden.

Pervers finde ich auch, dass es trotzdem immer noch Menschen gibt, die jetzt von den „astronomischen Haushaltsmitteln“ sprechen, die die neuen Sicherheitsstandards kosten werden. Wieviel ist ein Menschenleben denn wert?

Ich bin zu weit weg, um den betroffenen Menschen in den USA aktiv Hilfe leisten zu können, aber nahe genug, um Ehrerbietung, Respekt und Mitgefühl zu haben und dies auch allen meinen Mitmenschen zeigen zu können.