Es war einmal ein kleiner Mäusekonzern. Aber dieser wollte nicht mehr winzig sein, sondern groß und mächtig, und vor allem wollte er mehr tun, als dauernd nur Märchen zu verfilmen. Also wurde er innovativer und wagte sich an Stoffe und Inszenierungsmethoden, von denen er schon immer geträumt hatte. Er kaufte 2006 „Pixar“ und wurde mit den folgenden zahlreichen Animationsfilmen erfolgreich. Aber das reichte dem kleinen Mäusekonzern immer noch nicht! 2009 holte er „Marvel Entertainment“ ins Mäusenest und entwickelte so ein neues, eigenes Filmuniversum aus Comicgeschichten mit deren Helden und Schurken: Das „Marvel Cinematic Universe“ (MCU).
Allein diese Produktionen dominieren heute unsere Kinos. Doch das genügt dem ehemaligen Mäusekonzern immer noch nicht! 2012 greift er richtig zu und „Star Wars“ gelangt in die weißen Handschuhe der Maus. Ein Selbstläufer. Genauso wie der unersättlich wachsende Konzern, dem diese drei einverleibten Brocken Lust auf noch mehr gemacht haben. Diesmal im Visier der unschuldig blickenden Mäuseaugen: Nicht etwa nur ein kleines Studio, das es dann weiter ausbauen kann, sondern die ernstzunehmende Konkurrenz. Es ist „21st Century Fox“, ein Unternehmen, das ebenfalls schon viele Erfolge z.B. in der Sparte Film und Serien feiern durfte. Aber was bedeutet das für uns als Konsumenten? Wird es der Film- und Serienlandschaft schaden oder können möglicherweise auch neue Schmuckstücke entstehen? Des Rätsels Lösung ist natürlich auch eine Geschmacksfrage, aber hier ein paar Mutmaßungen.
Zunächst muss man wissen, dass Disney nicht alles von Fox aufkaufen will. Der Medienunternehmer Rupert Murdoch wolle noch die Sportsender und Nachrichten-Kanäle behalten, schreibt „Die Zeit“. Das war es aber auch schon, denn Disney erhält fast alle Film- und Serienrechte, womit der Konzern kompensieren kann, dass „Netflix“ sich 2017 abgespalten hat. Der „Stern“ spricht von einer „Attacke gegen Netflix“. Wer sich also irgendwann die neuesten Disney-Blockbuster, z.B. den letzten Teil der neuen „Star Wars“-Trilogie, auf Netflix anschauen will, der wird enttäuscht werden. Der Konsument würde bei dem Streaming-Dienst die Nadel im Heuhaufen suchen, nur um frustriert aufzugeben. Warum? Weil Disney 2019 seinen ganz eigenen Streaming-Dienst starten will. Doch seine bisherigen Filme und Serien allein reichen für den großen Erfolg einfach nicht aus. Also benötigt der Konzern Inhalte, sehr viele Inhalte. Diese kann ihm Fox liefern. Mit gefeierten Serien wie „Fargo“, „American Horror Story“ und ebenso „Die Simpsons“ wird die Maus dann bestimmt viele Fans zu ihrem Streaming-Dienst locken können. Unter Schülerinnen und Schülern erscheint das Mäuse-Streaming aber kein besonderes Interesse zu wecken, da ihnen die etablierten Dienste genügen. Viele finden auch, dass Disney so nur seine Macht repräsentieren wolle, der Konzern aber damit zu weit gehe.
Aber mal ganz konkret: Jetzt kann Disney „Marvel Entertainment“, die „X-Men“, „Deadpool“ und die „Fantastic Four“ zurück nach Hause holen. Was Disney mit ihnen dann plant, ist unklar. Natürlich kann jetzt wieder Spider-Man ins MCU integriert werden, wo z.B. die „X-Men“ auf die „Avengers“ treffen. Schüler Timon Löber aus der E01 findet die Idee „ganz cool!“. Nur ist diese Option ziemlich schwierig umzusetzen. Wie wollen die Autoren es hinbekommen, dass sich beide Reihen nicht widersprechen, vor allem weil im MCU nie die Rede von Mutanten war? Die ganze Timeline der „X-Men“-Reihe allein ist schon kompliziert. Kurz gesagt: Disney muss sich sehr, sehr viel einfallen lassen, um halbwegs Logiklöcher zu vermeiden. Vielleicht würde Marvel eine Marvelreihe außerhalb des MCUs inszenieren. Damit könnte dann Disney besser den Mut für mehr Filme, die ab 16 Jahren freigegeben sind, fortsetzen – das hat Fox mit „Deadpool“ und „Logan“ erfolgreich begonnen. Wie es dann aber letztendlich ausgeht, können wir nur mit Spannung erwarten!
Nun sind wir vorerst am Ende des kleinen großen Märchens angelangt. Ehrlicherweise müssen wir uns wohl eingestehen, dass einiges auf uns zukommt. Ob „Star Wars“ oder das MCU, viele Film- und zugleich Serienreihen sind von diesem Kauf direkt betroffen. Gut, bis jetzt merken wir noch keine Auswirkungen. Das liegt daran, dass der Kauf noch nicht abgeschlossen ist. Die Behörden müssen dem Deal noch zustimmen, so der „Spiegel online“.
Aber jetzt schon äußern sich die Schülerinnen und Schüler kritisch über die große Maus: Sie sei größenwahnsinnig geworden, Disney habe zu viel Macht über den Filmmarkt. Das merkt man besonders daran, wie Disney die Kinobesitzer behandelt. Letztens wollte die gierige Maus, laut dem „Wall Street Journal“, für „Star Wars Episode 8 – Die letzten Jedi“ 65 Prozent der Kinoeinnahmen einheimsen. Üblich sind eigentlich 55 Prozent und für Blockbuster 60. Weitere Forderungen Disneys: Die Betreiber der Kinos sollten den Film vier Wochen lang in ihrem größten Saal zeigen, wer dagegen verstoße, müsse Strafen zahlen. Vor allem für die kleinen Kinos war das ein Problem, da sie oft nur ein oder zwei Säle haben und sich gerade so über Wasser halten können. Das bedeutete, dass die Kinobetreiber trotz des zu für Disney erwartenden Erfolges kaum davon profitieren würden. Deshalb boykottierten viele kleine Kinos den Film, besonders in den USA.
Und da Disney jetzt keine kleine Maus mehr ist, können solche Bedingungen natürlich häufiger gestellt werden. Wer weiß, worauf sich Kinobetreiber und auch Konsumenten dann noch alles einstellen müssen.