Deutschunterricht in der Klasse 9e. Frau Böttcher-Ziegler stellt das neue Thema vor und es herrscht allgemeine Aufregung. Doch dann: Lyrik! Schnell macht sich Ernüchterung breit und die Motivation ist der Skepsis gewichen. Doch warum denken viele Schüler, dass dieses Thema langweilig ist? Das könnte daran liegen, dass Goethes Sprache heute nicht mehr gängig ist. Viele machen sich über diese „hohe“ Sprache lustig und verstehen oft gar nicht, was die Dichter mit ihrer Lyrik gemeint haben. Lyrik ist also, angeblich, anstrengend. Doch ein Trend der letzten Jahre versucht, dieser Ablehnung entgegenzuwirken – der Poetry Slam.
Wer noch nicht weiß, was gemeint ist: Poetry Slams sind „Dicht-Schlachten“, die vor gut zwanzig Jahren in den USA entstanden sind und sich mittlerweile auch hierzulande großer Beliebtheit bei literaturbegeisterten Jugendlichen und (jungen) Erwachsenen erfreuen. Die wichtigste Regel bei den Slams ist das Zeitlimit für die Performances von maximal sieben Minuten, das keinesfalls überschritten werden darf. Abgesehen davon ist künstlerische Freiheit angesagt, auch thematisch. Dabei müssen es nicht immer Gedichte sein, die vorgetragen werden: Erzähltexte (Storytelling), gesprochene a-Capella-Rap-Texte und sogar Freestyle-Performances werden dem Publikum dargeboten.
Die Abstimmung über den Sieger wird nicht von einer Jury getroffen, sondern vom Publikum, gemessen an der Lautstärke des Applauses. Gerade in Kassel ist in den letzten zehn Jahren eine neue literarische Szene entstanden, die immer mehr Jugendliche anzieht. Gefüllte Säle bei den „Slamrocks“ sind die Folge, und auch die Workshops sind immer bestens besucht.
Am 7. März fand im Kulturhaus Dock 4 hinter dem Fridericianum am Friedrichsplatz der U20-Slamrock statt, an dem auch eine Schülerin des Goethe-Gymnasiums teilnahm. Zuvor hatten die Neuntklässler im Rahmen des Deutschunterrichts mit Frau Böttcher-Ziegler an einem Workshop teilgenommen, der unter der Leitung von Tahi Panahi und Felix Römer, einem deutschlandweit bekannten Slammaster, veranstaltet wurde. Tamara Burgmeister aus der 9e nahm daraufhin am Slamrock teil und kam sogar bis ins Finale. Dort erreichte sie den dritten Platz, obwohl sie gar keinen Text für das Finale vorbereitet hatte, da sie – vom Workshop inspiriert – eher spontan am U20-Slamrock teilnahm. Der Applaus wurde von einem unabhängigen Zuschauer ausgewertet und schließlich wurde der Sieger gekürt. Da der Poetry Slam dieses Jahr eine große Resonanz fand, mussten sogar zwei Durchgänge durchgeführt werden – zur Freude des Publikums!
Die Wirkung des Slams kann man zwar mit Worten andeuten, aber am besten schaut ihr euch den Videobeitrag an, der auch ohne Worte sehr gut funktioniert. Viel Spaß!
{youtube}ib7n6fkMZt8{/youtube}
Unsere Links für mehr: