Ist das noch sitzen?

„Dann hat halt jemand gegen diesen IKEA-Hocker getreten, der ist in die Luft geflogen, wurde aufgefangen und plötzlich hatte er sich lässig hingesetzt“. So geschehen, war das der Anfang einer sehr jungen Sportart, die sich im vergangenen Herbst auf der YOU präsentieren durfte: Hockern. Richtig gehört: Hockern! Das klingt zunächst eher langweilig, ist aber doch ziemlich spektakulär, weil es nichts anderes bedeutet, als dass die Hockerer ihr Sitzgerät als Sportgerät umfunktionieren und damit komplizierte Tricks performen.

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„Eigentlich braucht man keine großen Vorraussetzungen, um den Sport zu machen“, meint Alfred Hitchhock (Künstlername) und macht so jedem Anfänger Mut, dieser Trendsportart eine Chance zu geben. Er ist 28 Jahre alt und extra aus Kiel angereist, um seinen Sport auf der Messe bekannter zu machen. Mit dabei ist auch Donalt, 23 Jahre, aus Berlin. Er rät: „Es kann nicht schaden, dass man für diesen technisch sehr anspruchsvollen Sport etwas Koordination und Sportlichkeit mitbringt.“

HockerHockern entstand an einem langweiligen Samstagabend 2001 in einer WG in Kiel. Doch für die drei Mitbewohner wurde dieser Abend unvergesslich – denn er war der Geburtstag einer neuen Sportart. Immer mehr Kumpels wurden rekrutiert, und mit „Hockstars“ enstand der erste eingetragene Verein. Der Höhepunkt dieser rasanten Entwicklung war die erste Meisterschaft im Hockern, das sogenannte „Hocktoberfest“, im Jahr 2006.

Doch ein Problem gab es für die junge Szene: das Sportgerät. Es zerbrach. Reihenweise. Denn ordinäre Sitzhocker sind nicht für den intensiven Gebrauch mit Stürzen und ähnlichen kleineren Unfällen gemacht. Aber dann kam Stephan Landschütz in die Szene und hatte eine revolutionäre Idee: Der heute 33-Jährige war damals Industriedesign-Student und entwarf für seine Diplom-Arbeit einen Hocker aus Hartplastik, mit dem heute immer noch die gesamte Hocker-Szene ihre Tricks macht. Gemeinsam mit seinem Bruder verkauft er ihn heute unter der Marke „Salzig Sporthocker“. Von dieser Weiterentwicklung profitierte Landschütz enorm: Von 2007 bis 2009 wurde er Meister des inzwischen internationalen Hocktoberfestes.