Marylins Pumps und noch viel mehr

Ebay: ein Shoppingparadies für verrückte Fans. Hier ersteigert man kleine Body-Lotion-Fläschchen aus John Travoltas Villa für 1000 Doller oder kauft Marylinn Monroes Lieblingspumps für nur 18000 Doller. Diese sind auch schon schön eingelaufen, also bekommt man keine Blasen, wie das bei neuen Schuhen oft der Fall ist! Natürlich kann man auch wunderschöne Kunst kaufen, die das Vorbild repräsentiert, zum Beispiel Jackie Chans bronzefarbende Handskulptur für 85 000 Dollar.

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Ein Must-Have! Oder doch nicht?

Online-Shopping ist nicht jedermanns Sache, vor allem wenn es nicht darum geht, Kleidung oder Technik zu kaufen. Es geht darum, auf ebay.de gespannt auf das Ergebnis der Ersteigerung von Marylin Monroes goldenen Pumps mit dem Startpreis von 18 000 Dollar zu warten; oder der Ersteigerung einer Clutch entgegenzufiebern, die die berühmte Elisabeth Taylor als Besitzerin hatte und deren Startpreis von satten 35 000 Dollar ausgeht. Jackie Chans bronzefarbene Handskulptur übertrifft sogar den Preis von Elisabeth Taylors Clutch, denn seine Hand ist 85 000 Dollar wert und wird als Kunstobjekt betrachtet. 

Wieso jedoch diese Gegenstände einen so hohen Preis haben, ist eigentlich unklar; Marylin Monroe hat zwar die goldfarbenen Pumps getragen, aber diese für 18 000 Dollar zu verkaufen, erscheint etwas absurd. Sie war schließlich nur ein Mensch wie jeder andere auch – nur dass mehr Leute sie kannten als Herrn Müller von nebenan.

Gebrauchte Gegenstände sollten doch eigentlich günstiger sein und nicht einen höheren Preis bekommen, nur weil sie mal jemandem Berühmtes gehört haben. Es erscheint unglaublich, dass jemand in einem Second-Hand-Geschäft alte, abgelaufene, goldfarbene Pumps für 18 000 kaufen würde; und wenn doch, dann stimmt mit dem Kunden etwas nicht!

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Original oder nicht? Drei, zwei, eins …
Ein weiteres Phänomen ist das Foto bzw. das „originale Negativ“ von Bela Lugosi in Dracula, das für 2500 Dollar verkauft wird. Der Käufer dieses Bildes muss wirklich ein riesiger Fan des Films und des Schauspielers sein, um so viel für ein einfaches Bild auszugeben, welches auch im Handumdrehen aus dem Internet gezogen und ausgedruckt werden könnte. Denn es ist sehr zweifelhaft, dass jemand den Unterschied zwischen dem Original und einer Kopie erkennen würde.

Oft ist es jedoch der Fall, dass die Fans astronomische Summen für solche Sachen ausgeben oder sich auf Konzerten fast darum schlagen, wenn der superberühmte und über alles geliebte Sänger sein verschwitztes Handtuch oder seine Flasche Wasser, die – oh Wunder – seine Lippen berührt hat, in die Menge wirft. Und dann bricht Chaos aus und jeder versucht, diesen von dem Star berührten Gegenstand zu ergattern; sich dafür einige blaue Flecken oder eine aufgeplatzte Lippe einzuheimsen, ist ihrer Meinung nach kein großer Preis.

In Kassel legte z.B. der in Europa bekannte Dj Antoine im Musikpark A7 auf und die Hölle war los, da alle wie verrückt versuchten, in die Nähe des DJs zu kommen, um so viel wie möglich von ihm zu sehen. Alles wurde noch schlimmer, als dieser am Ende seiner Show doch wirklich sein verschwitztes Handtuch in die Menge warf. Hauptsächlich versuchten Frauen, diesen nassen, unhygienischen und schlecht riechenden Gegenstand in die Hände zu bekommen, jedoch war der Glückliche am Ende ein Mann, der nicht wirklich wusste, was er damit anfangen sollte und mit breitem Grinsen im Gesicht laut überlegte, ob es viel Geld einbringen würde, Dj Antoines Handtuch online zu versteigern.

Zenaida Marquis Carrington, Schülerin in der Qualifikationsphase, kann gar nicht verstehen, wie jemand hohe Summen für alte Wasserflaschen, schlecht riechende oder gebrauchte Sachen ausgeben kann: „Wie kommt jemand überhaupt auf die Idee, alte Schuhe von Marylin Monroe für 18 000 Dollar zu verkaufen, die wahrscheinlich, als Marylin die Pumps gekauft hat, nicht einmal ansatzweise so viel wert waren wie sie es jetzt angeblich sind. Ich finde es lächerlich, dass es wirklich Leute gibt, die sowas kaufen.“

Eine andere Schülerin unserer Schule kann dieses Verhalten aber doch nachvollziehen: „Natürlich ist es schon irgendwie seltsam, solche Gegenstände zu ergattern, und das teilweise auch für unmenschliche Preise, aber sollte man solch ein Gegenstand besitzen, fühlt man sich seinem Idol näher und man hat auch ein Stück, welches zu seinem Leben gehört hatte. Ich weiß nicht, ob ich je so viel Geld für ein Bild eines Idols oder alte Schuhe ausgeben würde, aber selbst über ein einfaches Autogramm, welches mir gewidmet ist, würde ich mich riesig freuen, denn so denke ich, dass nicht nur ich mein Idol kenne, sondern auch dieses über meine Existenz Bescheid weiß.“ 

Ob man nun Fan dieses Fan-Kults ist oder nicht: Würden wir letztendlich nicht alle die Arme ausstrecken, um ein Trikot, ein Plektron oder andere Gegenstände zu fangen, die ein Star in die Menge wirft? Und natürlich könnte man bei kritischen Blicken noch immer so tun, als sei es ein Reflex gewesen. Dies gilt natürlich nicht für Ebay-Shopper!

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