In jedem Weihnachtsfilmen, auf Weihnachtspostkarten, in Weihnachtsgeschichten – das winterliche Fest wird meistens in weiß dargestellt. Auch Kinderlieder wie das Lied „Es schneit“ vom bekannten Kinderliedkomponist Rolf Zuckowski und auch „Jingle Bells“ erzeugen ihre Stimmung vor allem durch das Bild der weißen Landschaften.
Tatsächlich haben wir in Kassel seit 2010 kein schneebedecktes Weihnachten mehr erlebt. Meistens ist es draußen am 24. Dezember wolkenverhangen, die Wetterverhältnisse haben in den letzten Jahren zwischen trocken und regnerisch geschwankt. Selbst die Temperaturen liegen in manchen Jahren, wie auch im letzten, um die 10 Grad. Ebendiese hohen Temperaturen sind auch für schneeloses Weihnachten verantwortlich.
Die durch Medien geprägte erste Annahme könnte sein, dass es zunehmend grüne Weihnachtslandschaften aufgrund des Klimawandels gibt. Das ist jedoch nur bedingt wahr, denn die Annahme, dass es früher immer Schnee an Weihnachten gegeben hätte, ist nicht korrekt. Eine Statista Statistik belegt anhand von Wetteraufzeichnungen der letzten 70 Jahre, dass es weitaus öfter schneefreie Weihnachten gibt als verschneite. Obwohl es teilweise bereits Anfang Dezember stark schneit, Schneemänner gebaut und Schlitten ausgepackt werden, wird es ausgerechnet zu Weihnachten meist wieder wärmer. Dieses Phänomen, das sogenannte Weihnachtstauwetter, ist eine Singularität. So werden in der Meteorologie Wettererscheinungen bezeichnet, die zumeist jedes Jahr zur ungefähr gleichen Zeit auftreten. Ein weiteres Beispiel sind die Eisheiligen Mitte Mai. Bei diesem Phänomen sind die Temperaturschwankungen umgekehrt zum Tauwetter. Wenn der Frühling bereits alles zum Blühen gebracht hat und auch die Temperaturen Anfang Mai bereits bei ca. 18 Grad liegen, kann das Thermometer während der Dauer der Eisheiligen auf gute 10 Grad zurückfallen.
Temperaturen sind dementsprechend nicht nur an Weihnachten unpassend zu unserem Bild der Jahreszeiten. Das Wetter lässt sich nun eben nicht so festlegen, wie es allgemeine Assoziationen mit den Jahreszeiten wünschen lassen.
Das Weihnachtstauwetter, das wir vermutlich auch in diesem Jahr wieder akzeptieren müssen, lässt sich mit atlantischen Strömungen erklären. Über Zentraleuropa ist in dieser Jahreszeit eine Gegenüberstellung von meist zwei Tief- und zwei Hochdruckgebieten zu rechnen. Infolge der Atlantikströmungen fließt vom Meer erwärmte Luft vor allem in den Südwesten Deutschlands. Durch die Hoch- und Tiefdruckgebiete sind zudem stark variierende Temperaturen und Witterungsbedingungen allein in Deutschland möglich. Dieses Weihnachtstauwetter ist also vor allem in Deutschland und seinen Nachbarländern vorzufinden.
Trotz der Wettersingularität sollte jedoch bedacht werden, dass der Klimawandel nicht unerheblich ist. Wenn er hier auch keine primäre Rolle spielt, steigt bekanntermaßen die Temperatur der Meere sowie der Meeresspiegel jährlich, sodass die bei uns eintreffenden Luftströmungen ebenfalls wärmer sein werden. Die natürlichen Zirkulationen werden unterbrochen, was zu einem längeren bewegungslosen Bestehen der Hoch- und Tiefdruckgebiete führt, also zukünftig auch eventuell zu länger andauerndem Weihnachtstauwetter. Die Luftströmungen begünstigen nicht nur grüne Weihnachten, sondern auch starke Niederschläge.
Es bleibt nur, auf weiße Weihnachten zu hoffen, denn das Weihnachtstauwetter ist circa alle 7-10 Jahre nicht vorhanden. Wir müssen uns wohl leider nur eventuell noch ein weiteres Jahr gedulden.