Ein Interview mit unserer Schulsprecherin Lola Blume

Seit Beginn dieses Jahres haben wir eine neue SV, deren Kopf Lola Blume aus der 10b ist. Vermutlich haben viele von Menschen in der Schule bislang recht wenig davon mitbekommen, da unsere Präsenz im Wimmelgebäude und in der Ysenburgstraße pandemiebedingt recht überschaubar war und ist. Das brachte uns auf die Idee, Lola zu ihren Zielen und ihrer Motivation zu befragen, damit sich alle schon einmal ein Bild davon machen können, welche Pläne die SV mit Lola verfolgt. Viel Spaß beim Lesen.

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Unsere Schulsprecherin Lola Blume


Ist es für dich ungewohnt, als Schulsprecherin angesprochen zu werden?
Es ist natürlich erstmal etwas Neues, aber die meisten, die mich kennen, sprechen mich sowieso beim Namen an.
Wenn du an unserer Schule über Regeln bestimmen könntest, welche würdest du abschaffen und welche auf jeden Fall beibehalten?
Beibehalten würde ich die generelle Toleranzregel und diese auch noch ausbauen. Ab welchem Punkt ist etwas intolerant und was hat das für Konsequenzen?
Die Handyregeln finde ich ein bisschen unpassend. In Goethe 2 kann ich das verstehen, aber in unserem Gebäude könnte man das Handy im Unterricht viel und sinnvoll benutzen, auch mit Laptops oder IPads zu arbeiten, eben generell digitaler zu werden, fände ich gut, allerdings müsste Chancengleichheit gesichert sein.

Bitte erläutere für unsere Leser*innen deine Ziele als Schülersprecherin an unserer Schule.
Auf jeden Fall ist eins meiner Ziele die Toleranzregel, denn mir fällt auf, dass zu viele rassistisch oder intolerant gegenüber Homosexuellen, Kurden oder Frauen sind, was sicherlich auch an einer gewissen Wissenslücke liegt oder daran, dass man es von zuhause oder in den Freundeskreisen so kennt; aber mich schockiert es sehr, so etwas mitzubekommen.
Ansonsten ist die Digitalisierung an unserer Schule ein großer Punkt, genauso wie die Wiedereröffnung der Mensa in Goethe 1. Die ist geschlossen, da nicht genügend Umsatz gemacht wurde. Aber wir versuchen wieder in die Richtung Schülerinitiative zu gehen, sodass die Schüler*innen es ehrenamtlich ein oder zwei Pausen machen in einer Gruppe von 10 bis zu 20 Schülern, mit einer Lehrkraft, die die Einkäufe machen würde. Das ist zumindest aktuell der Plan.

Was sind deine Prioritäten?
Auf jeden Fall der Anti-Diskriminierungsprozess, weil es etwas ist, was mich wirklich schockiert, denn es sind nicht mehr nur zwischendurch ein oder zwei Leute, die rassistisch oder intolerant sind. Wenn ich mich umschaue, würde ich fast sagen, in vielen Jahrgängen ist fast die Hälfte der Schüler stark homophob, wenn auch nicht automatisch auch rassistisch. In den jüngeren Jahrgängen ist es sogar noch schlimmer, vor allem weil da noch viel darauf geachtet wird, was die Eltern sagen; und wenn da rassistisch ausgrenzende Meinungen vertreten werden, wird das oftmals geglaubt. Je älter man wird, desto mehr merkt man auch, dass das nicht stimmt, trotzdem muss da angesetzt werde, denn Toleranz sollte unser oberstes Ziel sein.

Wie genau versuchst du, deine Ziele in die Tat umzusetzen?
Zu den Anti-Diskriminierungsprozessen würde ich erstmal mit der Schulleitung, aber auch mit den Schüler*innen selbst reden; schauen, was man eigentlich machen kann. Eigentlich müsste schon viel früher angefangen werden, über so etwas zu reden, zum Beispiel im Unterricht. Deswegen brauchen wir auch die Hilfe von Lehrkräften, die uns helfen zu gucken, wie man es hinbekommt, den Schüler*innen möglichst früh beizubringen, dass Intoleranz nicht in Ordnung ist. Es ist aber wichtig, dass sie es wirklich verstehen und auch etwas ändern wollen, dass sie die Größe des Problems erkennen und anfangen, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren. Das Ganze ist ziemlich schwierig umzusetzen, wenn die Lehrkräfte es nicht unterstützen, also reden wir mit einzelnen Lehrer*innen sowie mit allen gemeinsam in den Gesamtkonferenzen. Außerdem haben wir überlegt, die Projektwoche zum Thema Gleichberechtigung zu gestalten, was ein sehr großer Themenbereich ist. Bis jetzt haben sich die Lehrer*innen immer gegen ein Motto oder Thema ausgesprochen. Ich finde, dass der Bereich „Anti-Diskriminierung“ aber ein gutes Motto wäre.
Bei der Wiedereröffnung der Mensa erstellen wir ein Konzept, das hoffentlich funktioniert, und suchen freiwillige Schüler*innen und Lehrer*innen, die mitmachen würden. Und wir reden mit der Schulleitung und mit dem Gesundheitsamt wegen der ganzen Regeln und Hygienevorschriften.

Was machst du, wenn Lehrer*innen deine Vorschläge nicht unterstützen?
Natürlich muss ich auch bei Meinungsverschiedenheiten mit ihnen im Gespräch bleiben. Aber es sind häufig grundsätzliche Punkte und ich würde z.B. nicht verstehen, wenn eine Lehrkraft beispielsweise gegen den Aspekt der Toleranz ist. Herr Bollmann möchte auch, dass wir zu einer Schule ohne Rassismus werden. Das wäre ein Projekt, bei dem man eine Woche lang etwas zu Anti-Rassismus macht und dann eine Plakette dafür bekommt, dass man eine rassismusfreie Schule ist. Das Ganze müsste man einmal im Jahr einen Tag lang wiederholen, aber so wird Rassismus nicht bekämpft, denn selbst wenn man als Schule diese Plakette hat, heißt das nicht, dass es dadurch so viel besser geworden ist. Es ist natürlich auch schwer, weil das ganze Thema so komplex ist und man gar nicht weiß, wo man anfangen soll.

Wie lange engagierst du dich schon für Dinge wie das Schülerparlament?
Ich bin seit letztem Jahr in der SV (Schülervertretung) und auch seitdem im SSR (Stadtschülerrat), wurde da direkt hineingewählt und war dadurch Abgeordnete. Ansonsten bin ich bei Fridays for Future und linksjugend solid, das heißt, dass ich auch durch Fridays For Future und solid eine bessere Verbindung zu all den anderen Organisationen sowie zum Stadtschülerrat habe. So knüpft man auch Kontakte, lernt, was wichtig ist, und ich habe gelernt, dass es mir Spaß macht, es aber auch etwas bringt. Ich finde es total wichtig, Mitspracherecht zu haben, auch als Schüler*in kann man das in der SV ja nutzen.

Inwiefern beeinträchtigt Corona die Arbeit der SV?
Auf jeden Fall sehr stark. Letztes Jahr, als Aria noch Schülersprecherin war, war es noch schlimmer, gerade in der Lockdown-Zeit vom März bis zu den Sommerferien konnten wir nichts machen, weil wir ja auch nicht in der Schule waren. Und momentan ist es schwierig, wieder einen Anlauf zu finden, wenn wir sowieso wieder zuhause bleiben müssen. Die Wahlen waren auch verspätet, ich habe erst nach den Herbstferien erfahren, dass ich Schulsprecherin bin. Es ist nicht leicht, im Moment konsequent zu arbeiten, weil wir normalerweise bereits vor den Herbstferien eine vollständige SV zusammen und alles andere geregelt haben, um dann auch mit der Arbeit anfangen zu können. Dieses Jahr konnten wir erst zwei Wochen vor den Weihnachtsferien beginnen und durch den zweiten Lockdown wird jetzt wieder vieles ausfallen, wodurch wir es wahrscheinlich nicht schaffen werden, alle Ziele noch dieses Jahr zu erreichen.

Wie reagieren die Leute darauf, dass du erst in der 10. Klasse bist und nicht, wie deine Vorgängerin, in der Oberstufe?
Ab der 9. Klasse darf man sich als Schulsprecher*in bewerben, aber meistens sind sie aus der Oberstufe. Aria war allerdings Schulsprecherin während ihres Abiturjahrgangs und deswegen war sie, durch die ganzen Prüfungen, auch starkem Stress ausgesetzt, und, obwohl sie das letzte halbe Jahr gar keine Schülerin an unserer Schule mehr war, ist sie trotzdem immer für die SV-Sitzungen gekommen. Ich finde es echt gut, dass sie das gemacht hat. Manche Leute sind skeptisch, ob ich genug Erfahrung habe oder ob ich damit umgehen kann, aber ich habe bis jetzt eigentlich nur Positives gehört.

Für wie groß hältst du deine Vorbildfunktion?
Ich glaube schon, dass es eine große Vorbildfunktion sein kann, aber es ist mir wichtiger, dass die Schüler*innen mit mir reden, statt mich als ein großes Vorbild oder jemand, zu dem man hochguckt, zu sehen. Niemand sollte Angst haben, mit mir zu reden, sondern wissen, dass sie sich bei Problemen an mich wenden können.

Ist dir die Verantwortung manchmal eine zu große Last oder macht es immer Spaß?
Es macht eigentlich immer Spaß, auch wenn es natürlich eine gewisse Verantwortung gibt. Es wäre natürlich schön, wenn noch mehr Schüler*innen in der SV aktiv wären, weil momentan die Arbeit auf sehr wenige verteilt ist und ich glaube, dass das auch langfristig nicht sonderlich produktiv ist. Trotzdem glaube ich, dass man das schaffen kann.

Und zum Schlusse: Lola Blume charakterisiert sich selbst.
Reden oder zuhören
Neue Vorschläge ablehnen oder neue Vorschläge machen? 
Sagt alles, was sie denkt oder denkt darüber vorher nach.
Schüchtern & zurückhaltend oder offen & selbstbewusst? 
Pessimistin oder Optimistin oder Realistin?

Wir danken für das nette Gespräch und drücken Lola die Daumen für eine erfolgreiche SV-Arbeit!


  • Tamina Fohrmann

    Tamina spielt Basketball, Tischtennis und Geige, forscht und gärtnert. Sie interessiert sich sehr für Psychologie, Ernährung und Jura. Sie liebt es, zu lesen, zu schreiben und Zeit draußen mit Freunden zu verbringen. Ungerechtigkeit kann sie überhaupt nicht leiden.