Weimar – oder das zweite Venedig

Mittwoch, 22. Februar 2012, kurz nach 8 Uhr morgens. Der kleine gemütliche Bus mit der Klasse E01 verlässt die Stadt Kassel. Sein Weg führt in Richtung Osten. Es ist an der Zeit, mehr über den Namensgeber unserer Schule und seinen besten Freund zu erfahren. Wie haben sie gelebt? Wo sind sie inspiriert worden? Und woher erfahren wir das überhaupt?

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Weimar ohne Goethe? In der ganzen Stadt hat dieser seine Spuren hinterlassen.

Die Quelle unseres Wissens wird das thüringische Weimar sein. Dorthin unternehmen wir mit Herrn Bätzing, LiV mit den Fächern Deutsch und Mathe, und Herrn Stutz, LiV mit den Fächern Deutsch und Geschichte, eine Tagesfahrt. Diese wurde finanziell großzügig vom Förderverein des Goethe-Gymnasiums unterstützt. Dafür an dieser Stelle vielen Dank!

Weimar ist die ehemalige Kulturhauptstadt Europas und hat seinen Touristen eine Vielzahl an kulturellen Einrichtungen zu bieten. Darunter möchten wir die historischen Wohnhäuser Goethes und Schillers mit jeweils sachkundiger Führung besichtigen.

Es ist eine lange Fahrt, aber die Landschaften, die Felder und Seen, die in die Busfenster blicken, lassen die Zeit fliegen. Als wir nach ungefähr drei Stunden in der Stadt ankommen, begrüßt uns fantastisches Wetter. Sofort machen wir uns auf den Weg zu Schillers Wohnhaus. In der Eingangshalle befinden sich sämtliche Schiller-Souvenirs, von den teuersten Statuen bis hin zu ästhetisch verzierten Schokoladentafeln. Unsere Führung übernimmt Frau Alberti, durch die wir die wichtigsten Wohnräume des Hauses kennen lernen dürfen.

Wir beginnen mit dem Zimmer des Hausangestellten, der als Diener Schillers mächtig Glück hatte: Eine eigene Garderobe und ein eigenes Bett! Und das in einer Zeit, in der das Personal bestenfalls auf dem Teppich neben der Couch des Herrn schlafen musste!

Im oberen Stockwerk befindet sich das Wohn- und Esszimmer, in dem Schiller und Goethe gerne „spazieren“ gegangen sind und ihre Gedanken miteinander geteilt haben, wenn letzterer zu Besuch gekommen war. Das weiß man aus den Briefen, die Schillers Ehefrau Charlotte von Lengefeld an ihre Freundinnen geschrieben hat, während sie in einem Zimmer der unteren Etage saß und die Dielen über sich knarren hörte.

An den Wänden des Hauses hängen überall Gemälde. Dabei handelt es sich meistens um Porträts von Schiller und verschiedenen Personen, die große Bedeutung für das Leben des Hausherrn hatten. Außerdem stehen in den Räumen jeweils kleine Glasvitrinen, hinter welchen sich so manche Prachtstücke verbergen: Einige Zentimeter von Schillers blondem Haar, sogenannte „Schillerlocken“, oder aber uraltes Besteck, mit dem der große Künstler selbst seine Mahlzeiten gegessen hat.

Nach der Besichtigung von Schillers Wohnhaus gestatten uns Herr Bätzing und Herr Stutz eine lange Mittagspause. Alle stürmen sofort zum Weimarer Atrium, einem gigantischen Shoppingcenter mit einer riesigen Auswahl an Geschäften und Restaurants. 

Die Stadt selbst erinnert an ein Venedig ohne Wasser. Über den unzähligen engen Gässchen schwebt eine romantische Atmosphäre. Die Gebäude Weimars sind nahezu ausschließlich Altbauten, welche die Straßen schon seit der Jahrhundertwende schmücken. Dadurch sieht ganz Weimar in meinen Augen aus wie der Vordere Westen in Kassel. Mein spezielles Highlight ist ein theaterähnliches Bauwerk, das von der goldenen, altmodisch gestalteten Aufschrift „Fitnessclub“ verziert wird.

Des Weiteren ist es bemerkenswert, wie sauber es überall ist. Nirgendwo ist Müll zu sehen. Stattdessen aber eine Vielzahl an Touristen: An verschiedenen Ecken werden mehrere Schulklassen von ihren Lehrern fotografiert. Wir Kasseler sind also nicht die einzigen Fremden. Weimar lebt praktisch vom Tourismus, denn pro Jahr haben die Wohnhäuser Goethes und Schillers etwa 900.000 Besucher. Ebenfalls auffallend ist die Menge an Cafés und Restaurants, von denen wir in der Pause mindestens zehn unterschiedliche bemerken.

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E01 in Weimar

Nach unserer Mittagszeit geht es mit Goethes Wohnhaus weiter. Insbesondere fällt auf, dass unser Namensgeber viel prunkvoller gelebt hat als sein Freund Schiller. Er hat sogar eine Treppe mit extra niedrigen Stufen eingerichtet, damit sich seine Besucher in aller Ruhe umsehen konnten, während sie zum oberen Stock hinaufgingen.

Es gibt genauso viele verschiedene Gemälde, doch viel mehr Skulpturen als im Hause von Schiller. Außerdem erregen Goethes Wände besonderes Aufsehen: Sie tragen extra warme Farben wie beispielsweise das „Gelbe Zimmer“, in dem er seine Gäste empfing und mit ihnen zu Abend speiste.

Im Untergeschoss befindet sich die persönliche Bibliothek des Dichters mit einer riesigen Auswahl an Büchern. Sie werden jedoch hinter einem Gitter aufbewahrt und es ist verboten, sie in die Hand zu nehmen, da diese dann höchstwahrscheinlich auseinanderfallen würden. Auch das Zimmer, in dem Goethe gearbeitet und an seinem Stehpult gelesen hat, darf nicht betreten werden, denn dafür ist es von zu viel Magie umgeben. Selbst seinen Kopf reinstecken darf man nicht, da einen sonst eine Lichtschranke trifft (Apropos, David aus der E01: Noch einmal Glück gehabt!). Aber neugierige Blicke werden jedem von uns erlaubt.

Nach der Führung durch Goethes Gemächer wird uns von Herrn Bätzing und Herrn Stutz eine zweite Freizeitgestaltung gewährt. Weimar sieht noch schöner aus im Abendlicht, und während die Sonne untergeht, steigen wir nach einer weiteren Thüringer Rostbratwurst glücklich und zufrieden in den Bus. Oder nach einem Besuch im Subway im Atrium, warum auch immer alle dorthin rennen müssen, obwohl es das auch zu Hause in Nordhessen gibt! Es geht zurück ins traute Kassel.

Ob die E01 eine Tagesfahrt nach Weimar weiterempfehlen würde? Definitiv ja! Dies stellt sich heraus, als Herr Bätzing uns am nächsten Morgen nach unseren Eindrücken fragt. Im Großen und Ganzen ist jeder von uns sehr zufrieden mit dem Tagesausflug. Auch Herrn Bätzing ist unser Verhalten nicht peinlich gewesen – jedenfalls sagt er das so. Deshalb lasst euch die Chance auf einen Einblick in das Leben unseres Namensgebers und seines besten Freundes nicht entgehen! Fragt eure Lehrer mutig nach einer Reise ins deutsche Venedig alias Weimar! Ich verspreche euch, ihr werdet es nicht bereuen!


Kommentare

Eine Antwort zu „Weimar – oder das zweite Venedig“

  1. Agmal

    War richtig mega toll ! Müssen wir unbedingt wiederholen