E-Sport – im Gespräch mit Furkan Kayacik

Wenn man einige Jugendliche fragen würde, ob sie gerne den ganzen Tag lang zocken würden, wäre die Antwort sicherlich nicht „Nein“. Doch für die meisten bleibt es ein weit entfernter Traum, mit diesem Hobby auch noch Geld verdienen zu können.

Normalerweise denkt man bei digitalen Computerspielen nicht unbedingt an Sport; und falls doch, taucht vielleicht nicht gerade ein Bild eines vor dem PC sitzenden Menschen auf. Aber der so genannte E-Sport ist genau das: Computerspiele. So kann man beim E-Sport eben auch mit Zocken Geld verdienen.

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Furkan bei seinem aktuellen Verein Bayer Leverkusen

„E-Sport muss aber nicht bedeuten, dass man automatisch Geld damit verdient. So können es auch Handyspiele sein, bei denen man gegen andere Leute spielt und es Preise zu gewinnen gibt. E-Sport ist also alles, was man elektronisch im Wettbewerb spielen kann“, so die E-Sport Definition von Furkan Kayacik, selbst ein sehr erfolgreicher E-Sportler. Auch wenn man nicht, wie bei anderen Sportarten, sprinten oder Sit-Ups machen muss, bedarf es auch beim E-Sport einiger wichtiger Fähigkeiten, wie die Koordination von Fingern und Augen. Was zuerst leicht klingt, ist in der Praxis gar nicht so einfach umzusetzen, wenn es dann schnell zur Sache geht. Auch geistig ist es sehr herausfordernd: Taktiken werden entwickelt, ein hohes Konzentrationsvermögen ist genauso wichtig wie der Überblick über die Gesamtsituation, verrät Furkan.

Es gibt sowohl Einzel- als auch Mannschaftssportarten. Die ersten europäischen E-Sport-Ligen wurde Ende 1990 gegründet, aber schon 1972 wurde das erste E-Sport Turnier in Stanford ausgetragen.
Um ein echter Profi zu werden, braucht es viel Trainingszeit. Auch wenn sich sehr viele am E-Sport ausprobieren, werden nur wenig erfolgreich.
Furkan Kayacik hat genau das geschafft. Mit dem eigentlichen Plan, nach dem Abitur bei uns am Goethe-Gymnasium Wirtschafts- und Ingenieurswissen hier in Kassel zu studieren, hat er in den Sommerferien nach mehr und mehr Zeit mit FIFA irgendwann das Angebt von mehreren Vereinen bekommen, professionell zu spielen.

Über seinen Einstieg in den E-Sport berichtet er: „In den Sommerferien, in denen man sowieso nichts zu tun hat, der ein oder andere geht in den Urlaub, war ich hier und habe viel mit Freunden unternommen. In dem Sommer habe ich dann eben auch sehr viel gezockt. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, FIFA zu spielen, deswegen habe ich angefangen, zu streamen, wenn ich spielte. Jeden September kommt das neue FIFA Spiel heraus und als ich dann im Herbst 2018 „FIFA 2019“ streamte, war ich plötzlich aus dem Nichts unter den ersten, besten 100 Spielern. Dadurch, dass ich gestreamt habe, waren immer mehr Leute im Stream und ich habe Anfragen von verschiedenen Teams bekommen, die von mir wissen wollten, ob ich nicht Lust hätte, für sie zu spielen. Ich habe die Angebote nicht direkt angenommen, weil ich wusste, dass die Angebote, je länger man wartet, umso besser werden.“

Besonders interessant am E-Sport findet er, dass es etwas Neues ist und wohl noch lange beliebt bleiben wird. „Es ist spannend, weil es nichts ist, das man schon seit 50 Jahren kennt. Ich glaube, dass E-Sport eine riesige Zukunft hat, vor allem während der Corona-Pandemie hat man gemerkt, wie viele Menschen ihre Zeit online verbringen, und ich glaube auch, dass E-Sport in den nächsten Jahren noch beliebter werden wird. In den letzten zwei Jahren haben wir allerdings eher stagniert.“

Er begründet das damit, dass es aufgrund des großen Hypes eine gewisse Überflutung an Spielern, Trainern und Vereinen gab, die mit dabei sein wollten. Allerdings gibt es in der FIFA-Szene natürlich keinen Platz für 10.000 Spieler. Der Anteil von Vereinen, Spielern und Trainern, die wirklich gutes Geld damit verdienen können, ist relativ gering. „Aber ich denke, der Hype wird in Zukunft nochmal zunehmen“, so Furkan.

Am Tag trainiert er um die sechs Stunden, ausgenommen davon ist die Zeit, in der er beispielweise beim Streamen noch, Zitat, „rumlabert.“ Auch bezieht er diese Zeit nicht nur auf sich, sondern geht davon aus, dass jeder E-Sportler, der profimäßig FIFA spielt, diese Zeit am Tag zum Trainieren benötigt. 

Auf die Frage, ob er das Zocken immer noch eher als Hobby oder Job bzw. Pflicht sieht, antwortet er: „Das ist von Tag zu Tag anders, mal wacht man auf und hat Lust und manchmal ist es eher eine Pflicht. Ich würde also sagen, man kann das gar nicht so fest beurteilen, aber meinerseits ist es mittlerweile meistens kein Hobby mehr, sondern einfach eine Sache, die man durchzieht. In diesem Fall kann ich aber nur für mich sprechen. Sagen wir mal so, von sieben Tagen der Woche denke ich mir an vier davon, dass ich es jetzt eben machen muss.“ Aber auch, wenn es inzwischen mehr Pflicht als Hobby ist, unterstützen seine Freunde ihn, schauen auch oft selbst zu und fiebern mit. Furkan hierzu: „Die feiern das!“

Zum Schluss hat Furkan, der in der E-Sport-Szene als „Furky“ bekannt ist, uns noch verraten, was sein Rezept zum Erfolg ist: „Ich habe mir im Leben noch nie große Ziele gesetzt, ich hab einfach versucht, beispielsweise in der Schule, von Tag zu Tag besser zu werden. Egal, ob das, wie eben erwähnt, in der Schule ist, ob es im Alltag ist, ob das für dich als Person ein Anspruch an dich selbst ist. Ich schaue jeden Morgen, wenn ich aufgestanden bin, dass ich das Maximum aus dem Tag heraushole, in jeglicher Hinsicht. Damit bin ich bis jetzt, glaube ich, ganz gut gefahren und das ist weiterhin auch das Ziel, das ich habe.“
Wir wünschen Furkan für seine Zukunft im E-Sport alles Gute und ganz viel Erfolg!

Folgt Furky auf Youtube: https://m.youtube.com/c/FurkyPlayz


  • Tamina Fohrmann

    Tamina spielt Basketball, Tischtennis und Geige, forscht und gärtnert. Sie interessiert sich sehr für Psychologie, Ernährung und Jura. Sie liebt es, zu lesen, zu schreiben und Zeit draußen mit Freunden zu verbringen. Ungerechtigkeit kann sie überhaupt nicht leiden.